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Von Hamburg über Marseille bis nach Porto

Von Maria Hilt

Portugiesische Geschichte "zum Anfassen" gab es am Muttertags-Sonntag vor dem Abaton-Kino im Univiertel: Direkt vor dem Haupteingang parkte, auf Hochglanz poliert, der siebzig Jahre alte Original-Rennwagen des portugiesischen Filmemachers und einstigen Rennfahrers Manoel de Oliveira (97). Die PHG-Mitglieder Gudrun und Dr. Axel Walter, die den Wagen vor drei Jahren erstanden und ihn seitdem in mühevoller Kleinstarbeit in seinen ursprünglichen Zustand zurückversetzt hatten (wir berichteten darüber in der Portugal-Post Nr.32), präsentierten den historischen Rennwagen anlässlich des portugiesischen Filmfestivals erstmals der Öffentlichkeit.

Denn an diesem Sonntag gab es noch eine weitere Premiere: In der Kurzfilmreihe "Nah am Wasser", die dem vom Instituto Camões in Zusammenarbeit mit der PHG im Abaton veranstalteten portugiesischen Filmfest (11.-22.5.06) den Namen gab, wurde der von Oliveira selbst inszenierte Dokumentarfilm "Portugal já faz automóveis - Portugal baut schon Autos" gezeigt. Nur für diese eine Vorstellung hatte die Cinemateca in Lissabon eingewilligt, die antike Filmrolle herauszugeben, die sonst wohlbehütet in ihrem Archiv schlummert. In dem Werk von 1938 dokumentiert der Grandseigneur des portugiesischen Films den Bau seines Rennwagens - genau des Modells, das nun in Besitz der Familie Walter ist.

Um den Hamburgern den Oldtimer "live und in Farbe" zu präsentieren, hatten Gudrun und Axel Walter sich auf eine abenteuerliche Fahrt begeben. Noch bis kurz vor der Abreise war das Wetter ein wichtiger Faktor gewesen, da der bislang dachlose Wagen bei Wind und Regen in der Garage hätte bleiben müssen. Und auch nach dem Start blieb es spannend. "Für uns war es die erste lange Fahrt mit dem Wagen", berichtet Gudrun Walter. "Für dieses weltweit einzigartige Modell ist die Originalität aller technischen Komponenten von entscheidender Bedeutung. Daher gibt es auf den ersten Fahrten immer gewisse Probleme. Da das Auto sehr laut ist, war es gar nicht so einfach, sich darüber gegenseitig zu verständigen", erinnert sie sich. Im eigenen Oldtimer sorgte Gudrun Walter während der Fahrt für Begleitschutz, während ihr Mann und der Oldtimerspezialist Mike Sander den Ford V8 Especial lenkten.

Trotz aller Hürden kamen alle Beteiligten sicher in Hamburg an, wo sie von strahlendem Sonnenschein und zahlreichen PHG-Mitgliedern erwartet wurden. "Viele der Gäste staunten nicht schlecht, als sie nach dem Kinobesuch Oliveiras Rennwagen auf dem Parkplatz entdeckten", so Gudrun Walter.

Inzwischen wurden die Feineinstellung am Wagen vorgenommen und die kleinen Anfangsschwierigkeiten beseitigt. Der Rennwagen kann jetzt mit seinem V8 3,8 Liter und 120 PS seine Spitzengeschwindigkeit von 190 Stundenkilometer bei einem Leergewicht von 600 kg erreichen. Am 1. Juli wollen Gudrun und Axel Walter an der legendären "Rallye des Alpes" von Genf nach Marseille teilnehmen, die dieses Jahr zum 50. Mal stattfindet. Dort wird sich zeigen, ob der Motor sich an hochsommerliche Temperaturen gewöhnt und vielleicht schon bald zu einer noch bedeutenderen Tour aufbrechen kann: In Porto wird er nämlich bereits voller Spannung von seinem Erstbesitzer erwartet. Gudrun Walter: "Wir haben Manoel de Oliveira Fotos von dem Wagen geschickt, auf denen er ihn sofort als seinen alten Rennwagen erkannt hat. Er ist absolut begeistert und möchte das Fahrzeug unbedingt so bald wie möglich wieder sehen." Dies könnte schon sehr bald der Fall sein. Das Ehepaar Walter ist eingeladen, ihr Schmuckstück auf der AutoClássico vorzuführen, die vom 29. September bis 1. Oktober in Porto stattfindet.





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Portugal-Post Nr. 35 / 2006


Vor dem Abaton-Kino in Hamburg: Der restaurierte Rennwagen




Der Rennwagen mit den neuen Besitzern Gudrun und Dr. Axel Walter