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Die Geschichte des Rennwagens von Manoel de Oliveira

Von Gudrun und Axel Walter *

Ein Oldtimer-Enthusiast bekannten Namens in Süddeutschland entdeckte bei einem Besuch 1979 in einem privaten Automuseum in Chamusca (Ribatejo) einen Rennwagen, der ihn außerordentlich faszinierte. Dieses Auto war gestylt nach dem Geschmack der Rennställe von Maserati um 1945. Im selben Museum war übrigens auch eine Staatslimousine von Salazar untergebracht. Da der Wagen erheblich gelitten hatte, renovierte der begeisterte neue Besitzer den Wagen, nachdem er ihn nach Deutschland exportiert hatte. Weil der Typ des Autos unbekannt war, schaltete der Herr aus Süddeutschland Anzeigen in Form von Suchmeldungen. Es meldete sich ein Student aus der Schweiz, der mitteilte, dass es sich um einen Edfor handeln müsse.

Wie bei Oldtimern so üblich, wechselte er mit der Zeit seinen Besitzer und gelangte nach Norddeutschland. Der letzte Eigentümer verstarb, und danach wurde der Wagen zum Verkauf angeboten. Obwohl jeder aufgrund der raffinierten Technik mehr hinter dem Wagen vermutete, als er darstellte, konnte sich keiner zu einem Kauf entschließen.

Als uns der Wagen in desolatem Zustand angeboten wurde, haben wir in monatelanger Kleinarbeit zunächst den Käufer aus Straubing ausfindig gemacht, der den Wagen in Portugal gekauft hatte. Dieser sprach von einem Edfor (so war der Wagen dann auch auf dem Fahrzeugbrief eingetragen). Über das Internet fanden wir dann den Namen Ferreirinha und nach einigen Telefonaten stießen wir auf Eduardo Ferreirinha, den Sohn des Ingenieurs, der den Wagen gebaut hat. Wir flogen mit den Unterlagen und vielen Detailaufnahmen des Autos am 25.6.2002 zu ihm nach Porto.

Nach ausgiebigen Untersuchungen erkannte er eindeutig den Wagen als einen von 3 Rennwagen, die sein Vater als begnadeter Ingenieur gebaut hatte. Die Gewissheit, dass es sich um einen der ganz wenigen erhaltenen Vorkriegsrennwagen aus Portugal handelte und den einzigen Überlebenden von drei konzipierten Rennwagen, bewog uns, den Wagen zu kaufen. Herr Ferreirinha machte uns klar, dass dieser Rennwagen ursprünglich eine ganz andere Form hatte. Wir entschieden uns spontan, dem Auto auf seinem originalen Chassis, mit seiner originalen Motor- und Getriebetechnik die alte, faszinierende Erscheinung von 1936 wiederzugeben.

Diese ganze Aufklärungsarbeit war deshalb so schwierig, weil die Registratur der Chassisnummern in Portugal leider abgebrannt war und damit die Daten vernichtet waren. Schon im April 2003 bestätigte uns Herr Rodrigues, Historiker, dass es sich bei unserem Wagen um den Wagen von Manoel de Oliveira handeln musste. Er fügte ebenfalls eine Kopie der Rennen des Wagens bei.

Über die Botschaft in Berlin erfuhren wir die Adresse des Sekretärs von M. de Oliveira, und dieser teilte uns die Adresse von Herrn Meneres mit und wies auf einen Film hin, den wir aber leider noch nicht erhalten haben. Mit Herrn Meneres traten wir erstmals im April 2003 in Kontakt. Er hat in den Archiven von Lissabon die gesamte Historie des Wagens bis zu seinem beabsichtigten Verkauf durch Herrn de Oliveira im Jahre 1939 herausgesucht und uns zugeschickt. Seit dem Tag des Verkaufs von Herrn de Oliveira bis zum Datum desVerkaufs nach Deutschland wissen wir nichts über die Besitzer des Wagens.

Der Historiker Francisco Cardoso Lima ist dabei, über diese Zeit etwas in Erfahrung zu bringen. Die Historiker in Portugal stellten damit fest, dass es sich nicht um die kleine Sportautoserie Edfor handelt, sondern um den älteren, nur für den Rennsport konzipierten Ford V 8 Especial. Dieser hat eine 3,8 l Maschine mit ca. 150 PS. Ursprünglich einen schlecht funktionierenden Riley Vergaser, später 2 Solex Vergaser (so auch bei uns), eine Rennlenkung, besonders große Bremstrommeln (daher wurden Pickup-Chassis genommen), versehen mit Öldruckbremse (hatte nur der Rennwagen von de Oliveira), einem Dreigang-Getriebe und einer erstaunlichen Beschleunigung auf 190 KmH; der Wagen wog nur ca. 600 kg. Nur der Wagen von M. de Oliveira erhielt 2 kleine Türen.

Die Kommunikation mit der portugiesischen Seite lief weitgehend über Briefe in englischer Sprache. Wir hatten freundlicherweise auch Hilfe eines uns bekannten Portugiesen am Ort und jetzt, in jüngerer Zeit, professionelle Hilfe von Herrn Dr. Koj.

Obwohl der Wagen sehr klein ist, dauert doch die Renovierung jetzt mittlerweile das dritte Jahr. Wir haben keine Mühe gescheut, die uns bekannten besten Fachleute zu engagieren. Der sehr stark veränderte und demolierte Body musste völlig neu bis auf wenige Ausnahmen von der Firma Mika in Mölln geschaffen werden. Für den Motor fanden wir einen sehr erfahrenen Motorenbauer, der trotz seines guten Rufes und seiner soliden Kenntnis erhebliche Probleme hatte, die Technik auf ihren ursprünglichen Stand zurückzuversetzen. Es mussten viele Teile neu von Hand angefertigt werden und es war schwierig, Adressen zu finden für spezielle Ersatzteile.

Das eigentliche Erscheinungsbild des Autos wird die Straßenrennversion von 1938 sein, das heißt die Urform dieses Rennwagens unverfälscht, aber mit kleinen Schutzblechen, Lampen, einem Notverdeck sowie einer Frontscheibe. So benutzte de Oliveira den Wagen zu Straßenrennen 1938.

Die früheren Besitzer der Fabrikation, die Familie Meneres, haben uns mehrfach zu Veranstaltungen in Porto eingeladen. Unglücklicherweise mussten wir immer wieder absagen, weil der Wagen nicht fertig wurde. Wir würden den verloren geglaubten bedeutenden Rennwagen der 30er Jahre gern einmal in Portugal vorstellen und wir glauben, es würde alle begeistern. Im Augenblick wird er Probe gefahren und im Spätherbst soll er endgültig fertig gestellt sein. Und im nächsten Jahr werden wir ihn dann in der Oldtimer-Rallye-Szene in Italien, Frankreich, Österreich usw. vorstellen.


* Gudrun und Dr. Axel Walter sind Mitglieder der PHG und leben in Brunsbüttel




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Portugal-Post Nr. 32 / 2005


Aufnahme vom 13. März 1938 bei der
"Rampa do Gradil"
Rechts mit Kappe: Manoel de Oliveira




Der Rennwagen nach der Restaurierung in Mölln in einer Aufnahme vom Oktober 2005




Vor der Restaurierungswerkstatt der
Firma Mika in Mölln




Blick ins Cockpit




Der legendäre Ford V8 Especial mit aufgeklappter Motorhaube...




... und der Motor des alten Boliden in Großaufnahme




beengter Platz für zwei




wunderschöne Frontansicht