Re: Der Ausverkauf von Lissabon - Altstadt ohne Einheimische

Sendung vom 28/12/2022

Portugal hat sich zuletzt zum Hotspot für Tourist:innen aus aller Welt entwickelt. Doch immer häufiger kommen die Menschen, um zu bleiben. Auch gut betuchte Amerikaner:innen sind seit Neuestem angetan vom Leben im Urlaubsparadies. Die Schattenseite: Immobilienpreise schnellen in die Höhe und viele Portugies:innen können sich das Leben im eigenen Land nicht mehr leisten.

Seit ihrer Kindheit lebte Margarida Lopes in ihrer Wohnung im Lissaboner Stadtteil Alfama. Bis sich die Probleme mit ihrem Vermieter häuften. Mit teils jahrzehntealten Mietverträgen sind Menschen wie Margerida vielen Hausbesitzerinnen und -besitzern ein Dorn im Auge. Lebten in Alfama in den 80er-Jahren noch 20.000 Menschen, sind es heute keine 1.000 mehr. Die meisten Objekte werden hier nur noch online an Ausländerinnen und Ausländer vermietet, denn der boomende Tourismus bringt mehr Renditen als einheimische Mieterinnen und Mieter.
Nach einer Reihe von Schikanen durch ihren Vermieter landete Margarida auf der Straße - bis sie auf Lurdes Pinheiro traf. Diese besorgte ihr eine neue Wohnung und einen Job in ihrem Verein. Als Vorsitzende der Bürgervertretung Alfamas will Lurdes Zwangsräumungen um jeden Preis verhindern. Regelmäßig besucht sie von Kündigung bedrohte Menschen und organisiert den Widerstand gegen die Vertreibung der Bewohnerinnen und Bewohner.
Während für viele Portugiesinnen und Portugiesen das Leben kaum bezahlbar ist, ziehen die billigen Preise andere regelrecht an - vor allem seit es Visa-Erleichterungen für vermögende Ausländerinnen und Ausländer gibt. Wie das Ehepaar Erin und John Riska: Sie haben genug von den USA und erhoffen sich ein besseres Leben in Europa. Deshalb kehren sie Colorado den Rücken und wandern nun nach Portugal aus, wo sie Teil einer stetig wachsenden US-Gemeinde sind.
Reiche Ausländerinnen und Ausländer bringen Geld mit und sind dazu oft gut ausgebildete Fachkräfte. Aber sie sorgen auch für stark steigende Preise - und somit für die Verdrängung von Menschen wie Margarida Lopes. Sind sie eine Bedrohung? Oder gar eine Chance für das von Krisen gebeutelte Land?

 

Der Sender ARTE zeigt in einem Film, wie die Hauptstadt Portugals systematisch verkauft wird. AIRbnb, Kreuzfahrtboom, Golden Visa                    Die Gentrifizierung der Altstadt ist nicht mehr aufzuhalten, weil das Geld lockt. Hier der LINK: