Buch des Monats - Februar 2013

Vorgestellt von Peter Koj

Warum ist ein Museum für Völkerkunde wichtig für Hamburg?

Was wird von einem Völkerkundemuseum in Hamburg erwartet?

Festschrift für Wulf Köpke zum 60. Geburtstag

Vor 100 Jahren wurde das Museum für Völkerkunde an der Rothenbaumchaussee eröffnet, vor 60 Jahren wurde dessen amtierender Direktor Prof. Wulf Köpke geboren und vor 20 Jahren nahm dieser, von Berlin kommend, dort seine Tätigkeit auf. So viele Nullen auf einmal – das ruft geradezu nach einer Festschrift! Und alle, alle kamen! Insgesamt 60 Vertreter des öffentlichen Hamburger Lebens haben es sich nicht nehmen lassen, einen Beitrag zu der Festschrift zu leisten. In einem Punkt sind sich alle Autoren einig: Die sich kosmopolitische gebende Freie und Hansestadt Hamburg ist ohne ein Völkerkundemuseum nicht denkbar. Aber warum das so ist und welche Erwartungen an diese Institution gestellt werden fällt je nach Herkunft des Artikellieferanten oder des von ihm vertretenden Bereiches recht unterschiedlich aus. Es sind Prominente aus dem Bereich Politik, Soziales, Wirtschaft, Tourismus, dann aus dem Bereich Kultur, Religion, Bildung und Wissenschaft, und schließlich beleuchten nicht weniger als achtzehn in Hamburg akkreditierte Honorar- und Generalkonsule die Bedeutung, die das Museum für Völkerkunde für das jeweils von ihnen vertretene Land hat.

Darunter befindet sich leider kein Beitrag des portugiesischen Konsulats, obwohl dieses eines der ältesten Auslandsvertretungen in Hamburg ist (bereits 1658 kam Duarte Nuners da Costa, mit seinem sefardischen Namen Jacob Curiel, als erster portugiesischer Konsul nach Hamburg, während Hamburg bereits seit 1566 diplomatisch in Lissabon vertreten war). Insofern war es nur gut, dass die Portugiesisch-Hansetischen Gesellschaft um einen Beitrag gebeten wurde. Unter dem Titel Wulf Köpke und die flügellosen Engel Portugals habe ich versucht, Wulf Köpke s Engagement aus portugiesischer Sicht zu würdigen, insbesondere bei der Gestaltung des alljährlich stattfindenden Arraial. Eingang gefunden haben auch einige Fotos, die ich vom Arraial 1996 gemacht habe.

Dankenswerterweise haben die Gestalter des Bandes weitere Fotos zum Thema Arraial português hinzugefügt, auf denen vor allem portugiesische Folklore, vertreten durch die Retalhos de Portugal , und portugiesische Gastronomie zu sehen sind. Und dank der Religionswissenschaftlerin Gabriele Lademann-Priemer und ihrem Artikel Die Europäer aus der Sicht der Afrikaner in Westafrika gibt es eine weitere Begegnung mit Portugal in Form einer im Besitz des Museums befindlichen Bronzeplatte aus Benin. Sie stammt aus dem 16. Jahrhundert und stellt portugiesische Krieger dar (mehr dazu in dem Kapitel Die Portugiesen in der Kunst von Benin auf S. 273 f.).

Insgesamt ein liebevoll und prachtvoll gestalteter Band, der seine 25 Euro allemal wert ist. Er ist im Museum, aber auch im Buchhandel erhältlich.