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Reden zur Einweihung des Amália-Rodrigues-Weges in Hamburg

1. Grußwort der Senatorin Dr. Dana Horákova

Sehr geehrter Herr Botschafter, sehr geehrter Herr Generalkonsul, sehr geehrter Herr Bezirksamtsleiter, meine Damen und Herren!

Ihre Lieder haben die Herzen der Menschen nicht nur in Portugal, sondern in ganz Europa bewegt. Sie hat es geschafft, mit ihrer Stimme - mit ihrer Kunst - die Zuhörer von dem Alltags-Stress zu befreien, sie hat es geschafft, all die Kleinigkeiten, die Sorgen und Gedanken, mit denen wir von morgens bis abends zugeschüttet werden, zu entsorgen - und so die Sinne und die Seele für Geschichten zu öffnen, die wichtiger sind als diejenigen, die tagtäglich für Schlagzeilen sorgen. Ich meine Geschichten, die sich mit den Existenzfragen, mit Grenzsituationen des Menschen auseinander setzen, die nicht an ein Land oder an eine Sprache gebunden sind - Geschichten mit "globalem Appeal". Wir alle, die ihre Lieder hörten, waren tief gerührt, dauerhaft gerührt und dankbar.

Heute wird sie - die Königin des Fado, Amália Rodrigues - auch bei uns in Hamburg geehrt, heute erhält sie mit der Namensgebung für diese Straße auch in unserer Hansestadt ein dauerhaftes Denkmal. Amália Rodrigues, die 1999 nach einer mehr als 50jährigen Karriere im Alter von 79 Jahren verstarb, war eine der großen portugiesischen Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts. Sie war eine begnadete Künstlerin, aber vor allem auch eine wichtige Identifikationsfigur für Millionen Menschen in- und außerhalb Portugals. Es ist daher kein Zufall, dass Amália Rodrigues nach ihrem Tod als erste und bislang einzige Frau im Pantheon in Lissabon beigesetzt wurde, neben den anderen politischen und geistigen Größen ihres Landes.

Als Sängerin, aber auch als Theater- und Filmschauspielerin, erlangte sie Weltruhm. Auf ihren Konzertreisen durch Europa und nach Übersee lernte sie Lola Flores ebenso kennen wie die legendäre Edith Piaf. Entsprechend war die Intensität der Verehrung: "Symbol Portugals" (Jorge Sampaio) wurde sie genannt, "aller Wertschätzung würdig" (Mário Soares), die "Stimme Portugals, nicht zu trennen von unserem Leben, von unserer Seele, von unseren Gefühlen" (António Guterres), so hielt "der Gesang von Amália Portugal am Leben" (Caetano Veloso) - um nur einige zu nennen.

Amália Rodrigues war eine Vermittlerin portugiesischer Kultur und als solche eine Botschafterin ihres Landes, sie war eine europäische Künstlerin. Daher die heutige Ehrung, die aber auch an die Jahrhunderte langen Beziehungen zwischen der Seefahrernation Portugal und der Freien und Hansestadt erinnern soll. Schon vor Ende des 18. Jahrhunderts ließen sich Portugiesen in Hamburg zum Leben und Arbeiten dauerhaft nieder. Sie waren und sind bis heute eine Bereicherung dieser Stadt; die Beziehungen zwischen den Hamburgern und den Portugiesen in Hamburg sind gut und stabil. Nicht zuletzt auch dank privater Initiative, zum Beispiel durch die Portugiesisch-Hanseatische Gesellschaft. Über 11.000 Portugiesen leben vor allem in Hamburg-Mitte, in Harburg, aber gerade auch hier in Altona. Hamburg beherbergt damit eine der größten portugiesischen Gemeinden im Ausland - und ist stolz darauf.

Meine Damen und Herren, und nun möchte ich mich bei allen bedanken, die bei der Vorbereitung dieser Namensgebung beteiligt waren. Besonders nennen möchte ich Herrn Dankwarth von der Portugiesisch-Hanseatischen Gesellschaft, dem ursprünglichen Ideengeber. Ich danke aber auch dem Bezirk Altona dafür, dass er diese Benennung so realisiert hat. Ich danke dem Botschafter, Dr. de Vallera, der extra für dieses Ereignis den weiten Weg von Berlin hierher auf sich genommen hat. Möge diese Straße - ganz im Geiste von Amália Rodrigues - viele Fado-Fans beherbergen - und viele der Bewohner in Amália-Rodrigues-Bewunderer verwandeln.


2. Grußwort des Botschafters der Republik Portugal, Dr. João de Vallera

Sehr geehrte Frau Dr. Horáková, sehr geehrte Frau Meyer-Minnemann, sehr geehrter Herr Generalkonsul, sehr geehrte Mitglieder der Portugiesisch-Hanseatischen Gesellschaft, sehr geehrte Portugiesische Gemeinde!

Es ist mir eine außerordentliche Freude, am heutigen Tage hier in Hamburg zu sein, da der Anlass, der mich in den Hamburger Stadtteil Bahrenfeld führt, kaum angenehmer sein könnte - die Einweihung des Amália-Rodrigues-Weges. Amália Rodrigues, die "Grande Dame" des Fado, gibt einer Hamburger Straße ihren Namen und was wäre passender als das: Amália als unübertroffene Interpretin des Fado, der aus einer engen Verbundenheit mit dem Meer und den kulturbedingten Erscheinungen einer Hafenstadt entstanden ist, schlägt eine weitere Brücke zwischen den beiden Hafenstädten Lissabon und Hamburg und ihren Bewohnern, deren Geschichte bereits seit dem 16. Jahrhundert aufs engste miteinander verbunden ist.

Heute zählt die portugiesische Gemeinde mehr als 10.000 Mitglieder und ihr Leben und ihre Kultur haben sich auf vielfältige Weise mit dieser Stadt und ihren Bewohnern verwoben und Hamburg zum Teil sicher auch geprägt. An dieser Stelle möchte ich hervorheben, dass die Initiative für den Amália-Rodrigues-Weg nicht etwa von institutioneller Seite kam, sondern vielmehr dem spontanen Gedanken eines einzelnen engagierten Mitglieds der Portugiesisch-Hanseatischen Gesellschaft entsprungen ist. Meinen besonderen Dank richte ich deswegen an Herrn Helge Dankwarth, der die Idee und Initiative für den Amália-Rodrigues-Weg entwickelte, und an Herrn Dr. Peter Koj, mit dem er gemeinsam den Vorschlag bei den Hamburger Behörden einbrachte. Besonders verbunden bin ich auch Frau Maralde Meyer-Minnemann, Präsidentin der Portugiesisch-Hanseatischen Gesellschaft. Für die Tatsache, dass der Hamburger Senat dem genannten Vorschlag gefolgt ist, und in unmittelbarer Nähe des von Portugiesen stark geprägten Stadtteils Ottensen eine kleine Straße ausgewählt hat, danke ich der anwesenden Kultursenatorin der Freien und Hansestadt Hamburg, Frau Dr. Horáková. Es ist sicher ein Beweis der Freundschaft zwischen unseren beiden Ländern.

Amália Rodrigues ist durch ihr Lebenswerk und ihre Ausstrahlung nicht nur für alle in Portugal und im Ausland lebenden Portugiesen zur Identifikationsfigur geworden, sie hat - nicht zuletzt auch durch ihren internationalen Erfolg - Universalität bewiesen. Es freut mich außerordentlich, dass sie im weltoffenen Hamburg dafür geehrt wird. Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.


3. Grußwort der 1. Vorsitzenden der Portugiesisch-Hanseatischen Gesellschaft, Maralde Meyer-Minnemann

Sehr geehrte Frau Senatorin, sehr geehrter Herr Botschafter, sehr geehrter Herr Generalkonsul, sehr geehrte Damen und Herren, liebe Freunde!

In der portugiesischsten aller deutschen Städte mit ihren 10.000 portugiesischen Mitbürgern, ihren vielen portugiesischen Restaurants und pastelarias, in der einzigen deutschen Stadt, denke ich, in der das Wort galão für einen Milchkaffee auf lusitanische Art den deutschen Bürgern glatt von der Zunge geht, stand bislang nur das einzige Standbild eines Portugiesen außerhalb der portugiesischsprachigen Welt: Vasco da Gama an der Kornhausbrücke. Jetzt wird es auch eine Straße mit dem Namen einer berühmten Portugiesin geben: den Amália-Rodrigues-Weg. Vasco da Gama hat für uns neue Welten entdeckt. Amália hat mit ihrer Musik Menschen in aller Welt Portugal nahegebracht.

Es wird immer viel über Beziehungen zwischen Ländern, Städten und Völkern gesprochen, also als handele es sich bei diesen Beziehungen um etwas Abstraktes, das durch Statistiken, soundsoviel Tonnen Umschlag, soundsoviel Euro Handelsbilanz ausgedrückt werden kann. Dabei wird häufig vergessen, dass hinter diesen Beziehungen Menschen stehen, Menschen mit ihren Gefühlen. Und so ist die Tatsache, dass wir heute einen Amália-Rodrigues-Weg einweihen, dem Gefühl der Zuneigung zu verdanken.
In Hamburg haben sich vor sechs Jahren eine Reihe Bürger, die sich aus verschiedenerlei Gründen Portugal verbunden fühlen, zusammengeschlossen und die Portugiesisch-Hanseatische Gesellschaft gegründet, die sich als Brücke zwischen Hamburg und Portugal sieht. Inzwischen gehören der Gesellschaft 250 Mitglieder an.
Eines dieser Mitglieder ist lange schon Fachmann für Fado-Musik und Bewunderer der Kunst der großen Amália. Als Amália Rodrigues im Jahr 1999 starb und ihre sterblichen Überreste in das Nationalpantheon, die Santa Engrácia Kirche, überführt wurden, beschloss Helge Dankwarth: es muss in Hamburg eine Straße mit dem Namen Amálias geben. Er zog Dr. Peter Koj, das für die Kultur zuständige Vorstandsmitglied mit ins Boot - und beide machten sich daran, die Hamburger Verwaltung von ihrem Plan zu überzeugen. Die Harburger - in Harburg leben ca. 2000 Portugiesen - konnten sich nicht erwärmen. In Altona aber, einem Bezirk, in dem auch 2000, wenn nicht sogar mehr Portugiesen leben, stießen beide auf offene Ohren.

Ich möchte an dieser Stelle allen danken, die sich dafür eingesetzt haben, daß es heute einen Amália-Rodrigues-Weg gibt: dem Bezirksamt Altona mit seinen Fachabteilungen, der Bezirksversammlung, die der Namensgebung zugestimmt hat, dem Senat, der die Namengebung beschlossen hat, last but nost least, dem "Herrn der Straßennamen", Herrn Olaf Thießen vom Senatsamt für Bezirksangelegenheiten, der sich um die Durchführung gekümmert hat, und allen anderen, die mit diesem Projekt befasst waren.

Portugiesen haben schon vor dreihundert Jahren mit ihrem Fleiß, ihrem Können, ihrer Arbeit zum wirtschaftlichen, aber auch wissenschaftlichen und kulturellen Wachstum Hamburgs beigetragen, als im letzten Drittel des 16. Jahrhunderts portugiesisch-jüdische Kaufleute in die Stadt an der Elbe kamen.
Anfang des 17. Jahrhunderts zogen einige von ihnen über die Stadtgrenze nach Altona, wo es um die Glaubens- und Gewerbefreiheit besser bestellt war, und gründeten den portugiesisch-jüdischen Friedhof an der Königstraße, der zum Glück die Nazizeit überstanden hat und jetzt denkmalsgeschützt ist.

Heute wird in Altona das Straßenschild mit dem Namen Amália-Rodrigues enthüllt. Dies soll ein Zeichen des Dankes der Hamburger an die Comunidade Portuguesa in ihrer Stadt sein. Ein kleines Zeichen nur - wichtig aber ist, dass es da ist. Dass die Portugiesen - auch in Portugal - wissen: in Hamburg gibt es eine Straße mit dem Namen ihrer großen Amália-Rodrigues.





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Portugal-Post Nr. 24 / 2003


Festredner bei der Einweihung des Amália-Rodrigues-Weges, v.l.n.r.: Kultursenatorin der Freien und Hansestadt Hamburg, Frau Dr. Dana Horáková; Botschafter der Republik Portugal, Dr. João de Vallera; PHG-Präsidentin Maralde Meyer-Minnemann




Helge Dankwarth




Maralde Meyer-Minnemann




Die Enthüllung des Strassenschildes




Dr. Dana Horáková, M. Meyer-Minnemann, Helge Dankwarth




Dr. Dana Horáková, M. Meyer-Minnemann, Dr. Gouveia de Araújo