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VOLL DANEBEN
Die BUNTE und der Fado

Von Peter Koj

Städtereisen sind voll im Trend. Vor allem bei konsumfreudigen Schnäppchenjägern. Der Flugpreis muss ja wieder herausgeholt werden! Die Bunte gibt diesem Publikum mit ihrem „Travel Guide Lissabon“ den idealen Leitfaden auf den Weg: handlich und dünn, mit viel Bildern und wenig Text. Für längere Texte würde ein Shopping-Wochenende eh kaum Zeit lassen.

Sicherheitshalber hat man beim Metro-Plan (rückseitiger Deckel) die neuen U-Bahnstationen mit ihrer aufregenden künstlerischen Gestaltung (siehe Portugal-Post 7, S.10/1) gleich weggelassen. Mit all den schönen Sachen unter dem Arm, die auf S.84 - 113 angeboten sind, kommt sowieso nur ein Verkehrsmittel in Frage: das Taxi. Dafür gibt es immerhin eine Doppelseite Fado (S.20/1), dazu eine weitere Seite im Adressenteil auf S.124.

Zugegeben: die Materie ist kompliziert. Doch was hier über Ursprung, Charakter und Darbietung des Fado, über Fadolokale und saudade ausgeführt wird, ist bei allem Verständnis für die verknappte Form der Darstellung ziemlich daneben. So soll der Fado auf einen „afrikanischen Bauchtanz“ zurückgehen, der bereits im 18. Jahrhundert nach Portugal kam! Auch wird der Fado in der Regel nicht von zwei guitarras begleitet, sondern von einer guitarra und einer viola. Und auch der den violas zugeschriebene Part („klingen etwas hoffnungsvoller“) geht völlig an deren Funktion als Träger des harmonischen und rhythmischen Fundaments, bes. beim fado corrido, vorbei.

Dass der fado vadio nicht «vazio» (= leer) ist, des mögen die Fadogötter walten! Aber vielleicht ist es nur ein Druckfehler, genauso wie das „z“ am Ende von Amálias Nachnamen („Rodriguez“). Ganz bewusst ist aber das „o“ an das Ende des männlichen Fadosängers gesetzt: „Der fadisto oder die fadista (Sänger oder Sängerin)...“. Ich vermute, es handelt sich bei dem Verfasser um einen Anhänger von Alf, Sie wissen schon: „Null Problemo!“ Hoffentlich macht das Beispiel nicht Schule, sonst haben wir auch bald «o climo», «o temo», «o dramo», «o poeto» etc.

Immerhin: im Adressenteil finden sich zwei Lokale mit fado vadio, die es nicht auf unserer Liste gibt (siehe diese Ausgabe der Portugal-Post), die Adega do Ribatejo im Bairro Alto und der Solar do Fado in Belém. Gleich beim nächsten Lissabonbesuch werden wir das überprüfen. Und sollten die Angaben stimmen, dann wäre das Bändchen schon seinen Anschaffungspreis von DM 14,90 wert.





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Portugal-Post Nr. 9 / 2000