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Der 25. April – eine kleine Nachlese

Die 25-Jahrfeiern zur sogenannten "Nelkenrevolution" fanden ein durchaus geteiltes Echo. Trotz großer Anstrengungen von verschiedenen Seiten blieb es häufig bei den üblichen Truppenparaden (so im Parque das Nações auf dem ehemaligen Expo-Gelände) und comes e bebes. Doch was nur sehr vereinzelt geleistet wurde, war eine inhaltliche Aufarbeitung dieses für die neuere portugiesische Geschichte so wichtigen Datums.

25 de Abril merecia mais – "der 25. April hätte mehr verdient", so resümiert Cáceres Monteiro enttäuscht die Feierlichkeiten zum 25. Jahrestag in einem Artikel in der Visão vom 29.4.99. Wenig sei geleistet worden, der großen Gefahr der portugiesischen Gesellschaft entgegenzuwirken, der ignorância, der Unwissenheit. Und wenig sei auch vom toleranten Geist des 25. April zu spüren gewesen. Bedenklich findet Cáceres Monteiro auch, daß ein Minister des alten Regimes, Veiga Simão, nach 25 Jahren wieder in Amt und Würden ist.

Nun, das letzte Problem hat sich inzwischen auf eine fast "natürliche" Weise gelöst: Veiga Simão mußte von seinem Amt als Heeresminister zurücktreten, als aufgedeckt wurde, daß er den Geheimdienst auf Ministerkollegen und andere hohe politische Persönlichkeiten Portugals angesetzt hatte.

Natürlich wurde auch im Ausland, überall dort wo Portugiesen leben, des Tages gedacht und mehr oder weniger gefeiert. Hamburg mit seinen über 10.000 portugiesischen Einwohnern machte da keine Ausnahme. Dabei ergab es sich, daß die verschiedenen portugiesischen und deutsch-portugiesischen Vereine und Gesellschaften zwar unabhängig voneinander planten, aber wie durch eine wundersame Fügung es kaum zu Überschneidungen kam.

Die Retalhos de Portugal (Harburg) feierten sozusagen in den Jubiläumstag hinein, indem sie am Sonnabend, dem 24. April, zu einem Kulturabend mit Essen einluden. Die Associação Portuguesa hatte für Sonntag mittag ein jantar de confraternização in ihren Clubräumen vorbereitet, zu dem auch die Mitglieder unserer Gesellschaft und des Kulturkreises Portugal in Hamburg eingeladen waren. Anschließend ging es weiter nach Harburg zum Gottschalkring, wo der Grupo Cultural Recreativo Folclórico Português eine Feier veranstaltete, auf welcher der Parlamentsabgesandte João Almeida Fernandes eine Botschaft des portugiesischen Präsidenten überbrachte.

Um 19 Uhr wurde dann im Kulturhaus Eppendorf unsere Ausstellung „Die Bilder der Nelkenrevolution“ eröffnet. Elisabeth Axmann, Ferdinand Blume-Werry und Peter Koj hatten von 25 Dias des Tübinger Politologen Alfred Kottek großflächige Abzüge anfertigen lassen und in drei Räumen des Kulturhauses abgehängt. Dazu gab es Tafeln mit zusätzlichem Informationsmaterial (Poster, Zeitungsartikel etc), Revolutionsmusik vom Tonträger und vinho verde vom portugiesischen Generalkonsulat. Allen an dem Aufbau der Ausstellung Beteiligten gebührt unser Dank, und sicher war es ihnen eine Genugtuung zu sehen, wie gut die Vernissage besucht war und welch reges Interesse die Exponate fanden.

Cáceres Monteiro hätte, wenn er bei dieser Veranstaltung hätte anwesend sein können, wohl mehr Grund zur Freude und Zufriedenheit gehabt, herrschte hier doch der von ihm so vermißte Geist der Toleranz: wir konnten im Kulturhaus Vertreter aller portugiesischen und deutsch-portugiesischen Vereinigungen Hamburgs begrüßen. Und auch die inhaltliche Auseinandersetzung mit der "Nelkenrevolution" war durch die Betrachtung und Interpretation der z.T. sehr aussagestarken murais (Wandmalereien) kaum zu vermeiden.

In noch stärkerem Maß war dies auf dem von uns und dem Kulturkreis am 27.4. im Literaturhaus veranstalteten Abend mit Revolutionslyrik und -liedern gegeben. Sowohl Dietmar Mues als professioneller Schauspieler und Deklamator als auch Regina Correia gelang es, die Botschaft der von ihnen vorgetragenen Gedichte dem zahlreich erschienenen Publikum eindringlich zu vermitteln. Peter Koj sprach verbindende Texte, in denen er die politischen Hintergründe und Dichterbiographien zum besseren Verständnis des Vorgetragenen aufzeigte. Besonders bewegend natürlich die von Regina Correia zur Gitarre vorgetragenen Lieder von José Afonso, ohne die der 25 de Abril so nicht denkbar wäre. Und bei Grândola, vila morena sangen alle mit!

Für diejenigen, die an beiden Veranstaltungen nicht teilnehmen konnten, gab es wenigstens die Portugal-Post, die in ihrer sechsten Ausgabe das Thema "25 Jahre 25. April" in den Mittelpunkt stellte. Auch hier haben wir sehr viele positive Rückmeldungen erhalten, und die zusätzlich gedruckten Exemplare dieser Ausgabe, die wir auf unserem Informationsstand auf dem Arraial im Museum für Völkerkunde käuflich anboten, waren im Nu vergriffen.







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Portugal-Post Nr. 7 / 1999


Claus von Oertzen, Helena Rocha von Oertzen (Pianistin), José Bulhão Martins, Filipa Baade (v.l.n.r.)




Regina Coreia, Dietmar Mues und Peter Koj während unserer Veranstaltung zum 25 de Abril im Literaturhaus Hamburg




João Fernandes, Peter Koj, Pedro Martinho (Präsident der Grupo Cultural aus Harburg) und Gonçalo Cabral