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Hülsen Petit Fisch Bistro:
Ein sympathisches Stückchen Portugal in Eppendorf

Von Marita Marie Loosli *

Seit Anfang dieses Sommers wohnen wir in Eppendorf, und wie könnte man seine neue Wahlheimat besser erkunden als während der täglichen Einkaufsrunden. So war uns denn auch gleich zu Beginn aufgefallen, dass es neben dem alteingesessenen Fischgeschäft Hülsen in der Erikastraße 68 ein kleines Bistro gibt, das wir von früheren Besuchen noch nicht kannten. Sein Name ließ eindeutig auf eine Verbindung mit dem Nachbarn schließen, und 'Petit Bistro' sagt ja nun nicht unbedingt etwas über die Nationalität aus. So dachten wir zunächst natürlich eher an deutsche Besitzer. Neugierig schauten wir immer wieder einmal auf die im Schaufenster ausgehängte Mittagskarte. Doch die brachte uns auch nicht viel weiter: Mal gab es 'Grüne Heringe', dann wieder ausgesprochen südländisch anmutende Gerichte ... aber immer zu äußerst passablen Preisen zwischen 3,50 Euro und knapp 6,00 Euro!

Also tappten wir weiter im Dunklen, bis mein Mann kürzlich nach der Rückkehr von einer Einkaufstour kategorisch erklärte: "Heute gehen wir Stockfisch auf 'Portugiesische Art' essen!" Dagegen hatte ich absolut nichts einzuwenden, denn wann immer uns in irgendeiner Form Portugal begegnet, sind wir mit Begeisterung dabei ... haben wir uns doch vor Jahren dort kennen- und das Land lieben gelernt.

Vor der Tür laden zwei Tischchen und ein paar Stühle zum Sitzen ein ... und davon wird oft und gern Gebrauch gemacht, wie wir im Vorübergehen beobachten konnten. Die Einrichtung des Bistros ist schlicht und ohne überflüssigen Schnickschnack: eine Sitzbank entlang der Wand, davor ein paar Tische. Blickfang ist ein Tresen mit Glasvitrine. Und die hat es in sich! Tapas à la Maria ... das heißt: Kroketten und Törtchen mit Meeresfrüchten in immer wieder neuen, köstlichen Variationen ... zum Sofortessen - dann mit Brot und leckeren Soßen serviert - oder auch zum Mitnehmen.

Maria ist die Herrscherin über das Küchenreich und Mitinhaberin nicht nur des Bistros, sondern auch des Fischgeschäftes. In dem agiert allerdings vorrangig José Ventura, während Maria und ihr Mann José Lourenço sich im Bistro engagieren. Die beiden kommen aus Viseu im mittleren Norden Portugals. Einmal im Jahr reisen sie dorthin. Auf meine Frage, ob sie denn irgendwann zurückkehren wollen, treffen mich ein nachdenklicher Blick Marias und ein Schulterzucken. Doch, Portugal ist schön und der Urlaub immer viel zu kurz ... eine Rückkehr kann sie sich dennoch nicht wirklich vorstellen. Hamburg ist schon zu sehr zur Heimat geworden. Aber man weiß ja nie ...

José hat ohnehin siebzehn Jahre seiner Jugend in Frankreich und nicht viel Zeit in Portugal verbracht. So heißt das sechsjährige Töchterchen denn auch Jacqueline. Maria ist gelernte Köchin und hat sich auf die italienische Küche spezialisiert, was die nicht immer typisch portugiesische Speisekarte erklärt. Und Zugeständnisse an deutsche Zungen lassen sich zudem nicht vermeiden. So wird ein Fischgericht auch durchaus einmal mit Dillsoße serviert, was in Portugal sicher nicht denkbar wäre. Aber 90 % - so schätzt Maria - ist Stammkundschaft aus der näheren Umgebung. Ein paar der restlichen 10 % machen dann wohl die portugiesischen Laute aus, die wir immer wieder am Tresen hören, wenn wir gerade einmal da sind. Aber so richtig wollen wir uns da noch nicht festlegen. Dazu waren wir bisher nicht oft genug da. Eine Hilfskraft beschäftigt Maria übrigens nicht in ihrer Küche. Zum einen würde sie das in ihrer Kreativität einschränken, wie sie sagt ... zum anderen könnte sie dann den Mittagstisch nicht zu diesen günstigen Preisen anbieten.

Seit September letzten Jahres betreiben Lourenço und Ventura das Bistro. Das Fischgeschäft - das im Jahr 2009 sein 60-jähriges Jubiläum feiern kann - haben sie 2004 übernommen. Vorher haben Maria und ihre Schwester Vera als Angestellte bei Fisch-Hülsen gearbeitet. Der Schritt in die Selbstständigkeit war sicher nicht leicht und erfordert immer wieder Flexibilität. So bietet man zwar nicht generell Außer-Haus-Service an, aber es ist auf Anfrage durchaus möglich. Und eine leckere Fischplatte, die selbst abgeholt wird, dürfte kaum ein Problem darstellen.

Meine letzte Frage, ob es denn auch hausgemachte sobremesas gibt, wird umgehend beantwortet mit einem köstlichen Karotten-Törtchen. Süß und lecker, wie erwartet ... "Ja, die mache ich selbst", sagt Maria. "Und wenn ich keine Zeit habe, dann bitte ich andere aus der Familie darum." Aber für anderes Gebäck habe sie portugiesische Bäckereien, die jeden Morgen frisch liefern.

Die Informationen über das Bistro und seine Besitzer dürfen nun keinesfalls enden, ohne ein Wort über die Betreuung zu verlieren, denn die ist so gut, wie man sie aus Portugal kennt ... überaus freundlich. Wir fühlen uns dort auf jeden Fall sehr wohl und schauen immer gerne mal vorbei!


* Marita Marie Loosli hat ein Wohnmobil-Reisebuch geschrieben über ihre Erlebnisse mit dem Wohnmobil auf der Fahrt durch die iberische Halbinsel, auf das wir unsere Lesern in der Portugal-Post 32 hingewiesen haben.
Ihre Erzählung Die Macht der Liebe ... Widerstand ist zwecklos wurde preisgekrönt und in den Band Liebesglück aufgenommen, den wir im Literaturteil dieses Heftes vorstellen.






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Portugal-Post Nr. 40 / 2007


Maria und José im Hülsen Petit Fisch Bistro