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Sehenswürdigkeiten Sintras
Die Maurenburg

Von Antje Griem *

Die Maurenburg besuchte ich zum ersten Mal bei einem langen Spaziergang von Sintra aus über das Castelo dos Mouros zur Praia das Maçãs (dem Apfelstrand). Es muss im Frühling 1988 gewesen sein. Ganz früh morgens, so gegen halb sechs, fuhr ich mit meinem Freund Paulo von Queluz aus mit dem Vorortzug in Richtung Sintra. Als wir im Sintra-Bahnhof (übrigens mit tollen azulejos geschmückt) ankamen, konnte man schon von weitem die Maurenburg auf einem steilen Felsen erkennen. Darunter war dichter Wald. Ein Bild wie im Märchenbuch. Wir gingen die volta do duche (geschlängelte Straße vom Bahnhof ins Zentrum von Sintra) hinauf und kehrten zum Frühstück in das wirklich empfehlenswerte Café A Piriquita ein.

Dort gab es ganz leckere kleine Kuchen zum Frühstück. Sie heißen travesseiros, was auf Deutsch soviel wie "Kopfkissen" bedeutet. Sie sind gefüllt mit doce de gila (ganz süße Kürbismarmelade). Ein Genuss, vor allem warm. Aber vorsichtig: Manchmal bekommt man die Kuchen direkt aus dem Ofen auf den Tisch. Manch einer hat sich schon fürchterlich die Zunge damit verbrannt. Denn von außen wirken die Kuchen normal warm, aber das Kürbisgelee ist kochend heiß. Man kann oft Menschen beobachten, die herzhaft in so einen Kuchen reinbeißen und dann einen hochroten Kopf bekommen!!! Mich übrigens eingeschlossen.

Nach dieser Stärkung machten wir uns auf den Weg bergauf zum Castelo dos Mouros. Der Himmel war bedeckt und Nebel legte sich über die Gassen Sintras. Von der Altstadt gingen wir die Rua Marechal Saldanha entlang. Nach einer Weile machte die Strasse eine Rechtsbiegung und man kam an einen uralten Brunnen Fonte da Sabuga, aus dem frisches Quellwasser floss; dort wiederum rechts vorbei (Rua dos Clerigos) erklommen wir dann die Rampa do Castelo. Nach ungefähr einer Stunde Aufstieg (ein schöner Waldweg von 4 km) erreichten wir dann die Burg in 450 Metern Höhe.

Damals konnte man noch das Burggelände betreten, ohne Eintritt zahlen zu müssen. Es war dicht bewachsen mit Wald und Gebüsch und die Wege sehr uneben. Wir erklommen die Zinnen aus dem 8. und 9. Jahrhundert und uns bot sich ein atemberaubender Ausblick auf das Örtchen Sintra und das Hinterland. Man konnte bis hin nach Mafra schauen wie auch zur Praia das Maçãs - unser Ziel, was wir dann aber erst am frühen Abend nach einem langen, interessanten Fußmarsch durch die Serra de Sintra erreichten. Wir erwischten gerade noch rechtzeitig den letzten Bus, der uns wieder zum Sintra-Bahnhof brachte.

Die Geschichte der Maurenburg
Die ersten urkundlichen Hinweise sowie archäologischen Funde lassen die Maurenburg und die dortige Ansiedlung aus der arabischen Herrschaft im 8. / 9. Jahrhundert stammen. Es gibt sogar Beweise dafür, dass es dort schon früher Siedlungen gab. Auf Grund interner Streitigkeiten unter den Mauren übergab Omar al-Mutawakkil (*1045 - †1094 - vom Maurenkönigreich Badajoz) im Jahre 1093 das Kastell an Afonso V, den König von Kastilien und León. Im Gegenzug erhielt der maurische König eine Schutzgarantie. 1109 eroberten die Mauren die Burg von den Christen zurück. Schon 1147 ergab sich nach der Eroberung Lissabons durch Dom Afonso Henriques das Maurenkastell ohne Widerstand. Im Jahre 1154 gewährte dieser Monarch der Stadt Sintra Erbpacht über die Burg. Aus dieser Epoche stammt ebenfalls die Kirche S. Pedro de Canaferrim (auch in der Burganlage), die bis Mitte des 15. Jahrhunderts ein Wallfahrtsort war. Die Festung sollte die Stadt Lissabon beschützen und sofort in Alarmbereitschaft treten, sollten sich Feinde nähern. Mit dem sich nach Süden schiebenden Vormarsch der Portugiesen verlor das Kastell mehr und mehr seine strategische Bedeutung. Ende des 15. Jahrhunderts lebten dort ausschließlich von der Gemeinde ausgestoßene Juden, die dann 1496 nach der Ausweisungsverordnung die Burg verlassen mussten. Auch das große Erdbeben von 1755 setzte der Burg sehr zu.

Lange dem Verfall preisgegeben, wurde sie schließlich 1839 unter Dom Fernando II restauriert. Die Mauern wurden repariert und gefestigt, der Innenhof wurde bepflanzt und es wurden Wege gebaut, die den Zugang von Sintra her erleichterten. Auch die Ruinen der S. Pedro de Canaferrim Kirche, wie auch die Überbleibsel der Fresken an ihren Außenwänden, die man heute noch bewundern kann, wurden zum Gegenstand der Wertschätzung für D. Fernando II, der im Einvernehmen mit dem Romantismus des 19. Jahrhunderts die mittelalterliche Kirche und den Bereich der Burganlage in den verführerischen Schauplatz des Pena Palastes und seines Parks mit einbezog.

Links neben dem Eingang zum Park kann man eine Zisterne aus dem Mittelalter besichtigen. Eine Legende erzählt, dass dort ein maurischer König in einem bronzenen Grab begraben liegt. Er und seine reichen Grabschätze sollen von bösen Geistern bewacht werden.

Informationen
Auch die Maurenburg gehört zu dem kanadisch-portugiesischen Projekt "Parques de Sintra - Monte da Lua".
Öffnungszeiten: täglich 9 Uhr bis 20 Uhr im Sommer, 9.30 Uhr bis 19 Uhr im Winter. Eintritt 4,50 Euro, bis 17 und ab 65 Jahren kostet der Eintritt 2,50 Euro, unter 6 Jahren ist der Eintritt frei.

Verbindung: Vom Bahnhof Sintra bringt Sie der Bus 434 der Firma Scotturb zur Maurenburg. Von dem alten Königspalast im Zentrum von Sintra aus fahren auch Pferdekutschen auf die Burg. Der Preis wird mit dem Kutscher ausgehandelt.


* PHG-Mitglied Antje Griem hat 17 Jahre in der Nähe von Lissabon gelebt und dabei Sintra und Umgebung besonders in ihr Herz geschlossen. In der nächsten Ausgabe der Portugal-Post wird sie uns den Pena Palast und seine Gärten vorstellen.






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Portugal-Post Nr. 39 / 2007


Maurenburg

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