.
  Wir über uns    Mitglied werden    Kontakt    Gästebuch


Die opas und die otas

Von Peter Koj

Als Nachtrag zu unserem Artikel über die Seuche der Abkürzungen, die das heutige Portugal heimsucht (Portugal-Post 35), möchten wir gerne auf einen Artikel von José Jorge Letria aufmerksam machen, in dem er diese "Mode" in einen größeren Zusammenhang stellt. Der Artikel wurde in dem Jornal da Costa do Sol veröffentlicht, in dem der bekannte Schriftsteller und Politbarde der 70er Jahre eine feste Kolumne hat, Seite an Seite mit der Kolumne Notas e comentários unseres Freundes und Mitarbeiters José d'Encarnação. In seiner coluna bissexta vom 14. Dezember 2006, die den Titel trägt Der große Zirkus der "opas" und der "otas", geht der Autor aus von der "Bereicherung unseres Sprachschatzes" durch die "Schöpfung neuer und verwirrender Begriffe wie das Verb opar und das Adjektiv opável.

Diese neuen Begriffe, die sich noch in keinem Lexikon finden, sind abgeleitet von der Abkürzung OPA (Oferta Pública de Aquisição, zu deutsch etwa: öffentliche Ausschreibung einer Firmenübernahme), die sich auch in dem Verzeichnis der gängigsten Abkürzungen findet, die ich am Ende meines Artikels aufliste (S. 40). Sie ist ebenso gängig wie ETAR oder SCUT, die, wie ich auf S. 38 herausstelle, inzwischen in das gesprochene Portugiesisch eingegangen sind. Die Abkürzung OPA ist laut José Jorge Letria so in Mode, weil sie "nach Geld riecht". Sie gehört damit zu einer Sprache, die er economês (Sprache der Wirtschaft) nennt und die "die allererste Reihe unserer so durchschaubaren Medienlandschaft" besetzt hält. Einige Journalisten, fasziniert von dem Akquisitionsrausch, behandeln die Spirale der Bereicherung, welche die Reichen immer reicher und die Armen immer ärmer macht, "mit aufgerissenem Mund und in demütiger Haltung".

Das erinnert den Autor an die Äußerungen des ehemaligen Staatspräsidenten Mário Soares, wonach die Rangfolge der Gewalten sich geändert hat: An erster Stelle stehen jetzt Wirtschaft und Finanzen, danach kommen die Medien, die wiederum von der ersteren kontrolliert werden, und erst dann die politische Gewalt. Und er schließt mit dem ziemlich düsteren Ausblick, dass "reich sein, vorzugsweise auch 'berühmt', das ist, was wirklich zählt in diesem Land, das immer mehr einem Zirkus gleicht und immer mehr an den äußersten Rand gedrängt wird".

Übrigens ist Ota keine Abkürzung, aber es riecht auch nach Geld, nach sehr viel Geld. Es handelt sich um eine Ortschaft, ca. 40 km nordöstlich von Lissabon, nicht weit von Alenquer, wohin der neue Lissabonner Flughafen verlegt werden soll.







Impressum         Disclaimer
.
Portugal-Post Nr. 37 / 2007