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Deutsch-portugiesisches Krippenspiel an der Rudolf-Roß-Gesamtschule

Von Peter Koj

- José, eu já não posso mais. Eu não me sinto bem.
  Vamos descansar um pouco.

- Wir sind gleich da. Siehst du die Herberge da vorne?
  Dort brennt noch Licht.
- Finalmente, José. Eu já não aguentava mais tempo.
- Komm, Maria. Ich werde an die Tür klopfen.

Was ist das für ein deutsch-portugiesisches Sprachgewirr? Ganz einfach: Es handelt sich eine portugiesisch sprechende Maria und einen Joseph deutscher Zunge. Die Beiden gehören zu einer Gruppe, die am 20. Dezember ein Krippenspiel in der Rudolf-Roß-Gesamtschule aufführte. Die Frage war: Wie soll man ein solches Stück aufführen und gleichzeitig den beiden Sprachen gerecht werden, die Unterrichtssprache an dieser Schule sind? Am einfachsten wäre gewesen, man führte erst eine deutsche Fassung auf und dann eine portugiesische oder umgekehrt. Doch zweimal das heilige Paar auf der Suche nach einer passenden Herberge begleiten, wo das Jesuskind geboren werden soll, wäre alles andere als spannend gewesen.

So beschlossen die Klassenlehrerinnen der Klassen 2b und 2c, jeden Darsteller in seiner Muttersprache agieren zu lassen. Dieses war zum einen dem freien Spiel der kleinen Schauspieler förderlich. Und da andererseits alle Schüler bilingual sind, war es in keiner Weise dem allgemeinen Verständnis abträglich. So verlieh die kleine Joana (2b) der Maria ihre portugiesische Stimme, während Luis (2c) einen deutschen Joseph abgab. Gibt es ein schöneres und bewegenderes Bild der Bilingualität? Aber auch die anderen Rollen wie Hirten, Herbergsväter und die Hl. Drei Könige waren in beiden Sprachen vertreten. Nur die biblischen Tiere folgten - aus natürlichen Gründen - nicht diesem Schema.

Der deutsch-portugiesische Text wurde von den Lehrerinnen Marília Lopes und Nora Koj erstellt, während ihre Kolleginnen Kathrin Barfuß und Paula Gouveia sich um die Kulissen und Kostüme kümmerten und bei den Proben assistierten. Davon gab es insgesamt acht, davon nur drei im Musiksaal der Grundschule, auf dessen Bühne das Stück aufgeführt wurde. Es gab vormittags eine Aufführung für die übrigen Grundschulklassen und nachmittags eine weitere für die Verwandten und Freunde der Schüler. Sie füllten den Saal fast komplett, was aber die jungen Schauspieler nicht davon abhielt, ohne ersichtliche Nervosität und mit großem Eifer bei der Sache zu sein. Ein Fels in der Brandung war die kleine Elsa, die als Erzählerin eine große Verantwortung trug. Doch sie erwies sich als würdige Tochter ihres Vaters, der vom Theater kommt.

Am Ende sangen alle, Schauspieler, Lehrerinnen und Zuschauer das bekannte Weihnachtslied Stille Nacht, Heilige Nacht bzw. Noite Feliz, dieses Mal jedoch ohne Sprachvermengung, d. h. einmal auf deutsch und und einmal auf portugiesisch. Und schon gibt es große Pläne für das nächste Jahr. Wie wär's mit einem deutsch-portugiesischen Musical?







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Portugal-Post Nr. 37 / 2007


Luso-hanseatisches Krippenspiel,
Maria (portugiesisch) und Josef (deutsch)