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Frischer Wind an der Rudolf-Roß-Gesamtschule
Interview mit Jan Baier *

Herr Baier, seit wann leiten Sie die Rudolf-Roß-Gesamtschule?
Seit Anfang August dieses Jahres.

Wo ist Frau Dr. Buhr, Ihre Vorgängerin, jetzt tätig?
Frau Dr. Buhr ist bereits im April mit einem Teil ihrer Arbeitskraft in die Schulaufsicht gegangen, d.h. sie ist jetzt meine Vorgesetzte und die zuständige Schulaufsichtsbeamtin für die Rudolf-Roß-Gesamtschule.

Was sicher nicht ohne Vorteil für diese Schule ist?
Das hoffen wir natürlich, wobei ich anmerken möchte, dass die Vergrößerung der Schulaufsichtsbezirke dazu geführt hat, dass der Kontakt zwischen Schule und Schulaufsicht in der letzten Zeit deutlich schwächer geworden ist.

Was hat Sie dazu bewegt, sich um diese Schulleiterstelle zu bewerben?
Ich habe die Schule im Rahmen eines Beratungsprozesses kennen gelernt, den ich noch über das Landesinstitut für die Schule erbracht hatte. Ich habe zuvor im Bereich Qualitätsmanagement und Projektmanagement gearbeitet, und die Beratung an dieser Schule hat mir selbst außerordentlich viel Spaß gemacht. Auch die Rückmeldungen aus der Schule waren außerordentlich gut. Ich bin dann von Frau Dr. Buhr angesprochen worden, ob ich mir die Bewerbung um das Schulleitungsamt vorstellen könnte. Ja, und da muss ich zugeben, dass es eine Weile gedauert hat, bis ich es mir wirklich vorstellen konnte. Aber als ich mich dann näher mit der Schule beschäftigt habe und auch gemerkt habe, welch innovative Kraft in dem steckt, was die Schule bisher erarbeitet hat und was noch an Potential vorhanden ist, war ich bald fest davon überzeugt, dass es gut und richtig sei, mich auf diese Position zu bewerben.

Welches sind Ihre ersten Eindrücke? Wie ist der augenblickliche Stand des bilingualen Projektes?
Die ersten Eindrücke kann man im Moment eigentlich nur als eine große Unklarheit beschreiben, denn es ist nicht nur die Stelle des Schulleiters neu besetzt, sondern von den vier Mitgliedern der Schulleitungsgruppe sind drei zum Sommer neu eingestiegen: außer mir die stellvertretende Schulleiterin Frau Bergemann und die Abteilungsleiterin der Primarstufe, Frau Ihde-Soltysiak. Dies ist natürlich eine sehr große Umbruchssituation und dementsprechend können wir eigentlich noch relativ wenig darüber sagen, was sich jetzt konkret in der Schule tun wird. Aber den Stand des bilingualen Projekts kann man schon ein bisschen umreißen. Zunächst einmal, was die deutsch-portugiesischen Klassen betrifft, so ist das einfach eine stabile Sache, die wir mit großem Elan fortführen wollen. Und nachdem es im Sommer Verunsicherung gegeben hat hinsichtlich der Versorgung mit Konsulatslehrkräften, ist das bis auf einen kleinen Fehlbetrag der zugewiesenen Stunden inzwischen ausgeräumt und die Klassen werden von uns im vereinbarten Umfang mit kompetenten Lehrkräften versorgt.

Es bleibt aber die Frage der beiden Lehrerinnen Romi Gomes und Maria de Lurdes Grosse, die das Projekt bisher getragen haben und deren Verträge vom portugiesischen Erziehungsministerium nicht in der Form verlängert wurden. Inwieweit stellt dies eine Nichterfüllung des am 10. 11. 2005 im Rathaus unterzeichneten Vertrages dar, in dem eine Laufzeit von 10 Jahren für das Projekt vereinbart wurde?
Es steht mir nicht zu, das juristisch zu bewerten. Aber aus unserer Sicht ist es schon eine sehr schwierige Situation, in die die Kollegen und Kolleginnen sich gestellt sahen. Wir bedauern sehr, dass diese beiden Kolleginnen, die am Aufbau des Projektes so stark beteiligt waren, nicht mehr zur Verfügung stehen. Andererseits sehen wir, dass es von portugiesischer Seite - trotz möglicher Einwände, die dort evtl. auf politischer Ebene geltend gemacht wurden, über die wir aber nur spekulieren können - ein echtes Interesse gibt, das Projekt fortzuführen.

Wie sieht es an den anderen bilingualen Schulen in Hamburg (Italienisch / Spanisch / Türkisch / Polnisch) aus? Gibt es Kooperation? Haben Sie auch schon den Kontakt zum Gymnasium Hochrad aufgenommen, dem einzigen Hamburger Gymnasium mit Portugiesischangebot und wo es ebenfalls mit Beginn dieses Schuljahres eine neue Leitung gibt?
Ich fang mal mit letzterem an. Das Gymnasium Hochrad steht natürlich auf meiner Besuchsliste. Diese ist jedoch sehr lang, denn es gibt sehr viele Partner, mit denen die Schule zusammen arbeitet bzw. mit denen sie zusammen arbeiten könnte. Unser bilinguales Portugiesischprojekt ist inzwischen bis zur Klasse 7 hoch gewachsen, d.h. erst in drei Jahren könnten wir den Anschluss an den Portugiesischunterricht auf der Oberstufe des Gymnasiums Hochrad vermitteln. Ich werde mich aber in der nächsten Zeit mit der Schulleiterin, Frau Voltmann-Hummes, in Verbindung setzen, um mit ihr die Möglichkeiten des Übergangs in die Sekundarstufe 2 zu erörtern. Was die anderen bilingualen Schulen angeht, möchten wir die Erfahrungen, die wir im deutsch-portugiesischen Bereich gemacht haben, auf ein bilinguales Anschlussangebot für zwei Hamburger Grundschulen mit deutsch-türkischem Unterricht übertragen.

Was verbindet Sie mit Portugal? Wieweit sind Sie mit der portugiesischen Szene in Hamburg vertraut? Sagt Ihnen der Name "Portugiesisch-Hanseatische Gesellschaft" etwas?
Die Portugiesisch-Hanseatische Gesellschaft ist mir sehr gut bekannt, insbesondere über ihren Internet-Auftritt, weil ich im Rahmen meiner Beschäftigung mit der portugiesischen Präsenz in Hamburg dort sehr viel Information gefunden habe. Über das bilinguale Projekt der Rudolf-Roß-Gesamtschule stand dort auch einiges zu lesen (in der Portugal-Post 9 und 33, Anm. der Red.). Ebenso waren die Beiträge über den deutsch-portugiesischen Kulturaustausch für mich außerordentlich interessant zu lesen und ich habe meine Bewerbung ein gutes Stück darauf gestützt. Was die portugiesische Sprache angeht, da muss ich passen. Ich bin von Hause aus Techniker; ich habe eine Gewerbelehrerausbildung für die Fächer Metalltechnik und Mathematik. Dies hat mich in die Lage versetzt, mich mit Schulmanagement erfolgreich zu beschäftigen, lässt mich aber gelegentlich schmerzlich vermissen, auf dem sprachlichen Bereich nicht mehr Hintergrund zu haben.


* Das Gespräch fand am 5.10. 2006 statt und wurde von Peter Koj geführt.




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Portugal-Post Nr. 37 / 2007


Jan Baier, der neue Schulleiter der Rudolf-Roß Gesamtschule, Hamburgs bilingualer Schule mit portugiesischem Zweig