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Offener Brief an den Droemer Verlag

An den
Droemer Verlag
Hilblestr. 54
80636 München

Hamburg, den 27.11.2006

Sehr geehrte Damen und Herren,

beiliegend senden wir Ihnen die neue Ausgabe der Portugal-Post zu, die in ihrem mittleren Teil eine Literaturbeilage enthält. Auf S. VI bis VIII finden sich Rezensionen von drei Büchern, deren Übersetzungen von Ihrem Verlag veröffentlicht wurden.

Die Rezension von Monica Alis Alentejo Blue wurde von Maria Hilt auf der Basis der Originalausgabe bereits vor Erscheinen der deutschen Übersetzung erstellt. Ein späterer Vergleich mit der deutschen Übersetzung hat uns als Kenner der Sprache und Kultur Portugals doch einigermaßen entsetzt. Alle portugiesischen Namen und Begriffe, die ein ç, ein ã, bzw. õ oder einen Akzent enthalten und die im englischen Original korrekt wiedergegeben sind, sind in der deutschen Ausgabe durchgehend falsch geschrieben.

Hier eine kurze Auflistung mit der jeweils ersten Belegstelle in der deutschen Ausgabe: João (S. 7), José (S.12), Simões (S.13), Álvaro (S.14), Olhão, Portimão (S. 15), São (S.22), Quintão (S.85), Cacém (S.100), Fátima (S.103), Crédito Agrícola (S.121/2), praça (S.127), competência (137), Chouriço (S.153), açorda (S.164), Aquários (S.178), Garvão (S.280), Gonçalves, Bragança (S.305).

Zugegeben, Monica Ali "vergisst" auch schon mal einen Akzent: Mário (S.12), Teotónio (S.22) à janela (S.92), António (S.147), Arménio (S.152), Sílvio (S.282). Oder das Häkchen unter dem c: Cachaça (S.60).

Wenn Annette Grube einfach falsch abschreibt: Ruizhino statt Ruizinho (S.7), boa noites statt boas noites (S.35), namarodar statt namorar (S. 92), por fovor statt por favor (S.143), hätte das allerspätestens in den Druckfahnen verbessert werden können. Unverständlich ist für uns auch, dass sie die englische Bezeichnung der Stadt Porto (Oporto) verwendet, obwohl die engl. Autorin "Porto" schreibt (S.18). Und warum wird aus der "Paula" eine italienische "Paola" (S.148)?

Außerdem hieß der portugiesische König "Manuel" (S.304) und der nach ihm benannte Baustil "manuelinisch" (S.280). Der Fluss Mira ist männlich (S.17), die Praia de Malhau (S. 291, gemeint ist wohl die Praia do Malhão) ist weiblich, und nicht umgekehrt. Ebenso ist die GNR (Guarda Nacional Republicana) weiblich und nicht männlich (S.31). Schließlich sind die azulejos (eng. tiles) durchgehend fälschlicherweise mit "Kacheln" statt mit "Fliesen" übersetzt.

Wir meinen, dass diese Fehler die deutsche Ausgabe von Monica Alis Erzählband sehr entstellen und dass man sie nicht nur den, wie es scheint, nicht vorhandenen Portugiesischkenntnissen der Übersetzerin anlasten darf. Hier hat ganz offensichtlich das Lektorat versagt, was man auch an weiteren Fehlern sehen kann, die nichts mit dem Portugiesischen zu tun haben. So "zwitschern" auf S.50 die Eichelhäher, obwohl die Autorin das zänkische Kreischen dieser Vögel sehr schön mit "squabble" wiedergegeben hat. Mit den "Glückbirnen" auf S. 215 dürften wohl "Glühbirnen" gemeint sein. Und die Bezeichnung escritor ist kein "guter Witz" (S.27), sondern eher ein feiner, versteckter Witz ("fine joke"), der auf Stantons schriftstellerisches Unvermögen abzielt.

Sollte es jemals zu einer zweiten Auflage oder einer Taschenbuchausgabe des Werkes kommen, wäre es schön, wenn all die oben aufgeführten Unebenheiten ausgeräumt werden könnten. Es wäre auch zu überlegen, ob man nicht all die portugiesischen Begriffe wie silva, empada, Macieira, cachaça, namorar à janela, estrangeiros, açorda etc. in ein Glossar aufnehmen könnte, selbst wenn die Originalausgabe (im Vertrauen auf die Portugiesisch-Kenntnisse des englischsprachigen Lesepublikums?) darauf verzichtet.



Mit freundlichen Grüßen







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Portugal-Post Nr. 37 / 2007