Die Portugiesen in Asien
Von Jürgen Chr. Schaper
Was wissen wir eigentlich über die Reisen der frühen portugiesischen Entdecker und ihrer Nachfolger?
Was brachten die Karavellen Vasco da Gamas, Cabrals, Almeidas, Albuquerques und vieler unbekannter Seefahrer,
die weite Reisen unternahmen, eigentlich nach Portugal und damit in den europäischen Handel und was im
Gegenzug nach Asien? Wie lange dauerten ihre Reisen und wo errichteten sie ihre befestigten Stützpunkte?
Wie teuer waren ihre Reisen und wie groß Gewinn und Verlust, letzterer auch an Schiffen und Menschen?
Wer finanzierte Schiffe, Reisen und Frachten? Welche Handelshäuser standen hinter ihnen und wie war das
Rechnungswesen während der Glanzzeit des Estado da Índia, dessen Spuren sich bis in unsere Zeit erhalten haben?
Fragen, die die bekannten, meist belletristisch-romanhaften Werke über die "Entdeckerzeit" nicht
oder allenfalls bruchstückhaft beantworten. Genau genommen wissen wir so gut wie nichts über
die für Portugal mit der Entdeckung des Seeweges nach Indien durch Vasco da Gama 1498 einsetzende
Vorherrschaft im Indischen Ozean und Teilen des Pazifiks, über ihr "Goldenes Zeitalter", dessen
Ende man gegen 1620 durch die zunehmende Machtverschiebung auf See zugunsten Spaniens, Hollands und
Englands ansetzen muss. Trotz des späteren Verlustes wesentlicher Positionen bereits zu Beginn
des 17. Jahrhunderts blieb der Estado da Índia, neben anderen Kolonien, wie zum Beispiel
Brasilien, lange Zeit eine wertvolle Besitzung des kleinen Landes.
Naturgemäß können die Unterlagen über die Zeit zwischen ausgehendem Mittelalter und
Beginn der Neuzeit nur bruchstückhaft erhalten sein. Wer bewahrt schon Geschäftsunterlagen
500 Jahre lang auf? Außerdem unterlag alles, was mit den damaligen Unternehmungen im
Zusammenhang stand, strengster Geheimhaltung. Anhand dieses Buches ist es nun möglich, sich ein
anschauliches Bild vom damaligen Handel zu machen, der, zumindest in den Anfangsjahren, oft genug in
puren Raub ausartete. Der Autor dieses zwangsläufig streckenweise etwas "drög" zu lesenden,
aber nichts desto weniger äußerst interessanten Werkes, hat statt der üblichen
Abenteuergeschichten Fakten und Zahlen genannt. Wer sich für die Geschichte
Portugals interessiert und mehr eindringen will in die Welt seiner kolonialen Expansion im 16.
Jahrhundert, wird bei der Lektüre dieses mit umfangreichen weiterführenden Anmerkungen,
Quellen und Verweisungen und einem 24-seitigen Literaturverzeichnis versehenen Werkes des versierten
Autors zahlreicher Bücher zum Zeitalter des Kolonialismus viel Neues erfahren.
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Portugal-Post Nr. 36 / 2006
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Peter Feldbauer
Die Portugiesen in Asien, 1498-162
Magnus-Verlag 2005. EUR 12,95
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