Drama im brasilianischen Urwald
Von Peter Koj
Das 2002 erschienene Buch Nove Noites des in Rio de Janeiro geborenen
Autors führt uns zu dem Stamm der Krahô-Indianer im tiefsten Amazonas-Urwald.
Hier ist der junge amerikanische Ethnologe Buell Quain bei seinen Feldforschungen
im Jahre 1939 unter mysteriösen Umständen zu Tode gekommen, indem
er grausam Hand an sich gelegt hat.
Der Ich-Erzähler erfährt 2001 von dem Fall und verfolgt Quains Spuren. Die Aufklärung
der Motive für dessen Selbstmord treiben den Roman voran, der ansonsten
eher den nüchternen Ton eines wissenschaftlichen Berichts anschlägt. Dieser
non-fiktionale Charakter des Romans wird noch verstärkt durch die eingeschobenen
Berichte des Manoel Perna, eines Freundes des Toten, der ihn die letzten
neun Tage und Nächte vor dem Selbstmord begleitet hat. Die beiden parallel
laufenden Berichte erklären und ergänzen sich gegenseitig.
Am Ende des Romans, als das letzte Puzzleteilchen sich einfügt, ergibt sich
ein ganz neuer und überraschender Ansatz zum Verständnis des Protagonisten,
aber auch des Erzählers. Der Leser sollte jedoch beim Legen dieses Puzzle keine
großen Pausen einlegen und dieses "blitzgescheite Buch" (Richard Kämmerlings
in der FAZ vom 10.6.06) möglichst in einem Rutsch lesen, was bei dem moderaten
Umfang von 200 Seiten gut zu bewältigen ist.
Die vollständige Rezension von Richard Kämmerlings finden Sie auf der
Rückseite des beiliegenden Anmeldebogens zu unserem Leseabend. Dort erhalten
Sie Gelegenheit, sich bei einem Glas Wein mit anderen portugiesisch- hanseatischen
Leseratten über diesen interessanten und intelligent gemachten Roman auszutauschen.
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Portugal-Post Nr. 36 / 2006
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Bernardo Carvalho
Neun Nächte
Übersetzt von Karin Schweder-Schreiner
Luchterhand 2006. EUR 19,95.
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