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Saudade und Tapas

Unter diesem leckeren, wenn auch leicht irreführenden Titel fand am 2. November ein Literaturabend mit Karin von Schweder-Schreiner und Maralde Meyer-Minnemann statt. Ort des Geschehens: Christiansen, Altonas älteste Buchhandlung am Spritzenplatz. Hier hatten sich eine Menge Leute eingefunden, um die beiden hervorragenden Übersetzerinnen portugiesischsprachiger Literatur sprechen und vorlesen zu hören. Seit Jahren gibt es die Tradition, dass sich die Hamburger Übersetzer im Literaturhaus treffen und sich nach dem Motto "Übersetzer packen aus" über ihre Erfahrungen bei der Übersetzung ihres jeweiligen Autors austauschen. Dann kam die Idee auf, die Veranstaltung zu dezentralisieren und unter dem Motto "Übersetzer schwärmen aus" an anderen Örtlichkeiten wie Bibliotheken, Buchhandlungen, Schulen etc. Abende zu veranstalten, auf denen jeder Übersetzer das Werk seines Autors vorstellt und über die Probleme bei der Übersetzung seiner Werke spricht.

Karin von Schweder-Schreiner ließ sich nicht lange bitten und ergriff als Erste die Initiative. Sie steht damit in der Tradition der Portugiesen, die immer die Ersten waren, wenn es darum ging, neue Wegen zu begehen und unbekannte Länder zu entdecken. Und gleich das erste Ausschwärmen von Hamburger Übersetzern war ein voller Erfolg. Mit mehr als 50 Besuchern war die Buchhandlung proppevoll. In einem ersten Teil stellte Karin von Schweder-Schreiner den letzten Roman der portugiesischen Autorin Lídia Jorge vor (Milene), wobei sie Passagen aus dem Roman vorlas und dann über ihre Zusammenarbeit mit Lídia Jorge sprach. Im zweiten Teil war dann Maralde Meyer-Minnemann an der Reihe, den von ihr zuletzt übersetzten Roman von António Lobo Antunes vorzustellen (Guten Abend ihr Dinge hier unten). Ähnlich wie ein paar Tage zuvor auf der Buchmesse in Frankfurt gelang es Maralde Meyer-Minnemann, durch den Vortrag einiger Passagen das Interesse ihres Publikums für diesen ansonsten nicht leicht zu lesenden Roman zu wecken.

Der Abend wurde durch eine kleine Einführung eröffnet, in der Peter Koj die Bedeutung der Arbeit der Übersetzer hervorhob. Ohne ihre Mühen blieben uns große Bereiche der Weltliteratur verschlossen. Zudem hängen wir bei der Bewertung fremdsprachiger Autoren total von der Qualität der deutschen Übersetzung ab. Den Lesern der Portugal-Post wurden übrigens die beiden Romane, die Thema des Abends waren, bereits in der letzten Ausgabe vorgestellt. Und um auf den Titel des Abends zurückzukommen, so war er doch nicht so irreführend. Es gab tapas (portugiesisch: acepipes). Sie stammten von Frau Dolores Sequeira vom Mercado Económico in der Holstenstraße und waren köstlich. Aber von saudade keine Spur. Es sei denn die saudade oder der Wunsch, dass die Übersetzer von Literatur anderer Sprachen nun auch ausschwärmen.





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Portugal-Post Nr. 33 / 2006


v.l.n.r.: Marlies Schaper, Birke Hartz, Wolfgang Mackens