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Rezension:
Robert Wilson, Das verdeckte Gesicht

Von Peter Koj

Der Engländer Robert Wilson gilt als einer der ganz Großen des Kriminalromans, gelingt es ihm doch, die Tradition des Thrillers auf geschickte Weise mit der des historischen und des Liebesromans zu verknüpfen. Sein erster Erfolg war Tod in Lissabon aus dem Jahr 2000 (deutsche Erstausgabe 2002). Wir haben das Buch unseren Lesern in der Portugal-Post 23 vorgestellt. Inzwischen gibt es sogar eine Hörspielversion, die im September vom NDR gesendet wurde (Kopie liegt vor).

Gleich ein Jahr später erschien The Company of Strangers. Es wurde ebenfalls 2002 auf deutsch veröffentlicht, unter dem weniger werbewirksamen Titel Das verdeckte Gesicht. Und in der Tat machte es weniger Furore als Wilsons Erstling. Dabei sind Machart und Zutaten ähnlich wie im ersten Roman. Es geht wieder um ein Kapitel der deutsch-portugiesischen Geschichte (wobei dieses Mal noch eine starke englische Komponente dazu kommt). Wieder ist der Zeitbogen zwischen Salazarzeit bzw. Naziregime und Heute gespannt. Allerdings spielt die Liebesgeschichte eine wichtigere Rolle.

Im Zentrum dieses Romans stehen die Geheimdienste, die portugiesische PVDE (später in Pide umbenannt), der englische Secret Service und die deutsche Gestapo. Im zweiten Weltkrieg agierten sie in Lissabon und Umgebung (Estoril!) scheinbar unbehelligt nebeneinander oder sogar miteinander. Es ist das große Verdienst dieses Romans, diese zwar bekannten Zusammenhänge als Hintergrund für eine packende Erzählung zu verwenden, auch wenn der Autor dieses Mal den Bogen vielleicht etwas zu weit spannt und nun auch noch die Stasi und die Entwicklung nach der Wende einbezieht.

Übersetzt wurde der Roman wieder von Kristian Lutze, der zwar des Englischen mächtig ist, aber ähnliche Schwierigkeiten mit den portugiesischen Begriffen und Ortsangaben hat, wie wir sie schon bei der ersten Übersetzung monieren mussten. Mit den beiden Romanen scheint Robert Wilson, der mit seiner Frau abwechselnd in England, Portugal und Spanien lebt, erst einmal das lusitanische Terrain abgegrast zu haben. Seine beiden letzten Romane haben Spanien zum Schauplatz: Der Blinde von Sevilla (2003) und Die Toten von Santa Clara (2004). What's next, Mr Wilson?





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Portugal-Post Nr. 32 / 2005