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Das Erdbeben von 1755: Und was wäre heute?

Von Felix Jarck

Portugal liegt am Rand der Eurasischen Platte in der Nähe einer Subduktionszone mit der Afrikanischen Platte. Aus diesem Grund gab es schon verschiedene Erdbeben in Portugal, und etwa alle 200 Jahre geschieht eine Katastrophe wie etwa in den Jahren 1344, 1531 und 1755.

Steht Lissabon am Rande einer ähnlichen Katastrophe wie dem Erdbeben von 1755? Und haben die Gebäude Strukturen, die den großen Belastungen dieses Ausmaßes standhalten? Soweit ist die Stadt - nach Meinung der Experten - frei von Gefahren. Allerdings bietet die Qualität der Bauten keinen Anlass zur Zufriedenheit.

Es gibt Leute, die behaupten, dass die Gebäude, die am besten einem Erdbeben trotzen, noch immer die aus der Zeit des Marquês de Pombal sind, da diese eine elastische Struktur aufweisen (Gaiola, d.h. Käfig ) und mit großer Sorgfalt konstruiert wurden. Aber obwohl man nicht weiß, ob die großen Häuserblöcke, die momentan errichtet werden, ebenfalls mit solcher Sorgfalt konstruiert sind, widerstehen alle modernen Gebäude einem starken Erdbeben, sofern sie die Bauvorschriften erfüllen - sei es die neuste oder die von 1958.

Über die Auswirkung der Höhe der Gebäude gibt es verschiedene Ansichten: Einige sagen, dass ein höheres Gebäude einem Erdbeben besser widerstehen kann, da kleine Gebäude eher in Resonanz mit Erschütterungswellen treten als große mit vielen Stockwerken. Nach Meinung anderer ist die Tatsache, dass Gebäude mit drei oder vier Stockwerken durch welche mit acht oder neun ersetzt werden, eine Gefährdung der Sicherheit der Stadt selbst und eine Behinderung des Zugangs der Hilfskräfte zu den Örtlichkeiten.

Der Zugang der Hilfskräfte im Falle einer Katastrophe wäre ohnehin eines der größten Probleme, besonders bei den bestehenden Verkehrsverhältnissen. In diesem Punkt hat man Rückschritte gemacht, da man erlaubt hat, die Anzahl an Stockwerken zu erhöhen, ohne zugleich bessere Zugänglichkeit in diesen Gebieten zu schaffen.

Lissabon wäre nicht die einzige Region, die von einem Tsunami betroffen wäre, der mit einem Epizentrum 150 km südöstlich vom Cabo de São Vincente und mit ähnlicher Intensität wie das Erdbeben von 1755 zuschlagen würde: Etwa 200.000 Personen könnten an der Küste des Algarve in Gefahr sein, wenn ein solches Ereignis an einem Augustnachmittag geschehen würde. Und die gefährdeten Güter dieser Region haben einen Wert zwischen zwei und drei Milliarden Euro, welches dem mittleren Bruttosozialprodukt dieser Region entspricht. Dieses sind die zwei Hauptschlussfolgerungen einer vorläufigen Studie der Kommission für Koordination und Entwicklung der Region Algarve. Die Küste des Algarve mit einer 250 km langen Meereslinie wäre als erste von den Folgen eines eventuellen Tsunami jener Art betroffen - 10 bis 15 Minuten nach dem ihn auslösenden Beben. Darüber hinaus sind 60% aller Behausungen in einem zwei Kilometer breiten Streifen entlang der Küste konzentriert. Das Risiko der Menschen ist abhängig von der täglichen und saisonalen Auslastung der Strände sowie der angrenzenden Gebieten. Wenn also der Tsunami in einer Augustnacht auftreten würde, würde die Anzahl der betroffenen Menschen von 200.000 Personen auf 65.000 fallen.

Um eine solche Katastrophe zu vermeiden, gibt es Studien im Sinne einer Überwachung und Voraussage von Erdbeben. Am 4. Februar 1975 wurden tausende von Leben bei einem großen Erdbeben in China gerettet. Es war von einigen Wissenschaftlern mit einem Monat Vorlaufzeit vorhergesagt worden und die betroffene Stadt wurde rechtzeitig evakuiert. Dies ist ein Beispiel für die Machbarkeit und Wichtigkeit solcher Überwachungen.





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Portugal-Post Nr. 32 / 2005



Die Abbildung zeigt die Konstruktionsweise der mehrstöckigen Gebäude wie sie zwischen 1880 und 1940 errichtet wurden. Die "gaiola" genannte Holzkonstruktion sollte den Erschütterungsdruck bei Erdbeben auffangen und somit den Einsturz der Gebäude verhindern.

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