.
  Wir über uns    Mitglied werden    Kontakt    Gästebuch


Cabo Verde und Jazz - 50% Blues 50% Morna

Von Horst Stephan

Die Musik dieser schönen westafrikanischen Inseln hat in vielen Musikszenen Einfluss genommen, nicht nur in der portugiesischen Musik, selbst auch im Jazz und in Brasilien. Der beste Vertreter in der Sparte Jazz ist uneingeschränkt Horace Silver, alias Horácio da Silva. Er ist Sohn kapverdischer Einwanderer. Sein Vater ist portugiesischer Abstammung, seine Mutter entstammt einer irisch-afrikanischen Mischehe.

Solche Kontinente übergreifenden Einflüsse spiegeln sich auch in der Musik von Horace Silver oft wieder. Schon als junger Pianist im Miles Davis Sextett und bei Art Blakeys Jazz Messengers fiel er mir durch seine gefühlvolle, ganz andersartige Spielweise des Blues auf. Erst viel später, als ich mich näher mit kapverdischer Musik befasste, konnte ich dieses melodische Rätsel für mich lösen. Horace Silver spielt den Blues mit sehr viel Morna-Gefühl und auch in schnellen Stücken ist Coladeira und Batuque neben dem Swing zu spüren. Mit seinem eigenen Quintett/Sextett hat er viele schöne Schallplatten unter Blue Note aufgenommen. Interessenten sollten einen Hörversuch starten und sich in den Alben "Serenade to a Soul Sister", "Cape Verdean Blues", "Senor Blues", "Horace-Scope" und "Song for my Father" vertiefen. Nur beim letztgenannten Album wurde der Untertitel "Cantiga para meu pai" verwendet, ansonsten verschweigen die Amerikaner leider seine kapverdische Herkunft und nehmen nie Bezug auf die Musik der kapverdischen Inseln. Darin ist die Jazzer-Welt leider sehr puristisch.

Aber auch die anderen Blue-Note-Alben haben schöne Kompositionen, besonders Bluestitel mit Morna-Gefühl. Nach 1988 ist Horace Silver m.E. stark dem Hip-Hop Einfluss verfallen und spielte mit größeren Gruppen die verrücktesten Sachen. Doch das Kap-Verde-Erbe ist nicht gestorben, und soweit ich von Freunden hörte, spielen Musikgruppen auf den Inseln, wie u.a. Os Tubarões, auch Themen von Horace Silver. Gute Musik, dazu mit melancholischem Einfluss von den Kap Verden, wird auch in Zukunft viele Freunde finden.

Anm. der Red.: Der den Lesern der Portugal-Post von der "Kleinen Geschichte" in der Nr. 28 bekannte Jazzmusiker Ekkehard Jost hat im Oktober letzten Jahres zusammen mit dem Trompeter Thomas Heberer u.a. im Giessener "Ulenspiegel" ein Konzert mit Kompositionen von Horace Silver gegeben. Titel: "Horace-Scope". Auf dem Mitschnitt des Konzerts (Fish Music Demo-CD 128) geht Ekkehard Jost in seiner Ansage direkt auf den kapverdischen Hintergrund der Musik von Horace Silver ein.


* Horst Stephan ist Präsident des LV Hamburg der Deutsch-Portugiesischen Gesellschaft. Er ist nicht nur großer Musikliebhaber, er spielt auch aktiv in einer Sambagruppe in Norderstedt. Zu der Brasilienausgabe der Portugal-Post hat er einen Artikel über den Samba und einen weiteren über die brasilianische Musikszene in Hamburg beigesteuert




| Seitenanfang |





Impressum         Disclaimer
.
Portugal-Post Nr. 30 / 2005


Cover der CD "Song for my father" (Cantiga para meu pai) des Horace Silver Quintetts