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Bericht über Kap Verde

Von Heinz-Herbert Hey *

Am 15.09.2003 wurde mir vom 1. Bürgermeister Ole von Beust die Exequatur erteilt, zur Eröffnung des Konsulats für die Kapverden, zuständig für die Länder Hamburg, Bremen, Niedersachsen und Schleswig-Holstein. Seit dem Jahre 2000 hat sich die Republik Kap Verde bemüht, ein Konsulat für diese Bundesländer zu eröffnen. Der von der Regierung Kap Verde gesuchte Kandidat sollte neben seinen konsularischen Aufgaben auch das Land politisch und wirtschaftlich vertreten können. Mit der Beauftragung meiner Person, die seit Jahren in der Schifffahrt und im Tourismus bekannt war, erhofft man sich positive Impulse für das Land der Kapverden, und in der Tat habe ich seit 2002 meine Kreuzfahrtschiffe MS Delphin und MS Delphin Renaissance in regelmäßigen Abständen die einzelnen Inseln der Kapverden anlaufen lassen.

Auf meinem neuen Flaggschiff, der MS Delphin Renaissance, habe ich am 8. November 2003, als ernannter Konsul bei meinem Antrittsbesuch in der Hauptstadt Praia (Ilha de Santiago) einen Empfang für über 180 geladene Gäste aus Regierungs- und Wirtschaftskreisen gegeben. Nach der Rückkehr des Schiffes von der Reise wurde für die in meinem Bezirk lebenden Kapverdier, Konsulatsleiter und Senat am 8. Mai 2004 ein Empfang gegeben. Wir werden versuchen, zukünftig viele Kreuzfahrtschiffe zu den Kapverden zu leiten, um die touristischen Aktivitäten so schnell wie möglich voranzutreiben. U.a. haben wir auf unseren Schiffen mehr als 30 Journalisten an Bord gehabt, die über die Vielfältigkeit und Schönheit der Inselgruppe berichteten, in Zeitungen, Rundfunk und in Fernseh-Reportagen. Nicht nur ich, sondern auch meine Gäste sind begeistert von diesem noch unberührten Paradies.

Die Kapverden sind ein traumhaft schönes Paradies mitten im Atlantischen Ozean. Genau gesagt, handelt es sich bei der Republik Kap Verde um 15 wildromantische Inseln, etwa 200 Seemeilen westlich von Dakar (Senegal) und exakt 380 Seemeilen unterhalb der Kanaren gelegen. Was für mich persönlich den Charme der Inselgruppe ausmacht, ist ihre Ursprünglichkeit, die paradiesische Vegetation, die Küche - ein Mix aus kreolischen und Seafood-Gerichten - und last but not least die herzlichen, lebensfrohen und freundlichen Menschen. Die Kapverden sind ein bereisenswertes Kleinod, das vom Tourismus noch nicht überlagert ist, und das hat glücklicherweise zur Folge, dass die natürlichen Schönheiten hier noch in ihrer Ursprünglichkeit erhalten geblieben sind.

Acht der 15 Inseln sind bewohnt und zeigen auf verschiedenste Weise die unterschiedlichsten Facetten landschaftlicher Prächtigkeit. Allein das moderate Klima ist ein Geschenk: Rund ums Jahr herrschen hier paradiesische Urlaubstemperaturen zwischen 26 und 30 Grad Celsius, und das kristallklare, warme Wasser lockt in grün-blauen Farbschattierungen, wie wir sie sonst nur aus der Karibik oder Südsee kennen.

Einer meiner Favoriten ist die Insel Sal. Hier liegt nicht nur der internationale Anflughafen für die Kapverden, sondern hier kommen bei mir schon fast Heimatgefühle auf: Allein die Form von Sal ähnelt meinem geliebten Sylt, und die Strände mit ihrem schneeweißen Sand und den gepflegten Flachdach-Hotelanlagen tun ihr Übriges dazu. Paradiesisch auch die Atmosphäre auf den Nachbarinseln Boa Vista und Maio: An den traumhaften, kilometerlangen einsamen Sandstränden und Dünen kommen echte Robinsongefühle auf, besonders dann, wenn einem am Strand die Delikatessen quasi entgegenlaufen, wie mir das mit einem Hummer schon selbst passiert ist.

Aber auch urbanes Leben hat die Inselgruppe zu bieten. Mich zieht es bei meinen Besuchen häufig in die Regierungshauptstadt Praia auf der Insel Santiago, die auf Vulkanboden entstand, zahlreiche romantische Strände bietet und auch mit einer beeindruckenden Flora und Fauna aufwarten kann. Hier weht dem Gast spürbar ein Hauch von Portugal und internationalem Flair entgegen, viele Botschaften haben sich hier angesiedelt, bunte Geschäfte, Cafés und ein lebhaftes Treiben in den Straßen sorgen für Abwechslung und entspannte Urlaubsatmosphäre.

Immer wieder überwältigend ist die Natur der Kapverden mit ihrer Vulkanlandschaft, wie zum Beispiel auf der Insel Fogo. Fast wie im Himalaja ragen die gewaltigen Vulkane in den Himmel, einer davon ist sogar noch tätig. Übrigens kommen auch der beste Kaffee und die besten Weine der Inselgruppe aus dieser Region. Gleich nebenan, das heißt nur wenige Meilen davon entfernt, liegt die Insel Brava, ebenfalls eine Vulkaninsel, mit den höchsten Erhebungen der Inselgruppe. Dank des vulkanischen Bodens finden sich hier herrliche grüne Landschaften mit einer überreichen Blumenpracht.

Die Abwechslung und Vielseitigkeit der Inselgruppe macht sie so interessant. Langeweile kann hier gar nicht aufkommen, zu viel haben die Kapverden zu bieten. So zum Beispiel auf der etwas weiter entfernt liegenden Inselgruppe São Vicente und Santo Antão. São Vicente mit ihrer Hauptstadt Mindelo ist eine Insel mit mediterranem Flair, einer riesigen lang gezogenen Bucht mit endlosen Stränden, mit schönen Fassaden in einer Mischung aus englischem und portugiesischem Kolonialstil. Große internationale Musikfestivals finden hier statt. So wird die Sängerin Cesária Évora gefeiert und verehrt als größte Kultur- und Musikbotschafterin der Kapverden für die ganze Welt. Mir persönlich bedeutet die Musik der großen Künstlerin sehr viel, denn auch fernab und zu Hause in Hamburg versetzt sie mich oft emotional zurück zu meinen Freunden auf den Kapverden, und ich bekomme sofort Fernweh.

Ganz anders und doch gleich nebenan ist einer meiner anderen Favoriten gelegen: die Insel Santo Antão mit ihren riesigen, tiefen Schluchten und Fichtenwäldern. Sie ist ein Paradies für Wanderer und Trecking-Fans; man denkt, man ist in der Schweiz. Hier bin ich gerne zu Fuß unterwegs, wenn es meine Zeit erlaubt, und lasse die gewaltige Landschaft auf mich wirken. Ganz weit weg ist man hier und dabei ganz nah bei sich selbst. Das tut gut beim Nachdenken und ist gut für Seele und Geist. Ähnlich ist auch São Nicolau, eine Insel mit Gegensätzen, kargen Vulkanbergen, dunklen Stränden und einschmiegsam in den grünen Bergkämmen gelegenen Dörfern. Auch sie ist sehenswert und hat einen ganz eigenen Charme.

Ich kann allen Reisenden, die auf der Suche nach dem Besonderen sind, die Kapverden nur von ganzem Herzen empfehlen. Hier kommen nicht nur Badefans, Naturliebhaber, Musikfreunde und Liebhaber maritimer Köstlichkeiten auf ihre Kosten - die Inselgruppe ist ein Ferienparadies fürs ganze Jahr und für jedermann.

Die einzelnen Inseln des Archipels sind bedauerlicherweise noch schlecht zu erreichen, da sie weit voneinander entfernt liegen und der Flugzeugtransport teuer und auch sehr begrenzt für Passagiere und Ladung ist. Es gibt bereits Container-Verkehr, der die Hauptstadt Praia (Ilha de Santiago) sowie Mindelo (Ilha de São Vicente) bedient. Über 90% der Güter werden importiert; dadurch ist der Lebensunterhalt für die Menschen dort sehr teuer. Bislang wird die containerisierte Ladung konventionell in kleine Schiffe umgeladen, um dann die übrigen Inseln mit Gütern zu versorgen. Um hier zukünftig Abhilfe zu schaffen, ist es dringend erforderlich, eine gesamte neue Logistik aufzubauen, die es ermöglicht, die Inseln mehrfach am Tag miteinander zu verbinden, Touristen zu befördern, die innerländlichen Importe zu ermöglichen, Geschäfte zwischen den Inseln zu aktivieren und auch rollende Ladung containerisiert von der Hauptinsel auf die kleinen Inseln schnell und billiger zu befördern.

Bereits im Februar 2004 habe ich ein tollkühnes Projekt ins Leben gerufen: eine Schnellfähre zu entwickeln, die bis zu 40 Knoten schnell die Inseln zukünftig verbinden soll. Dann kann der Hauptflughafen Sal (Ilha do Sal) von der Hauptstadt Praia in 3 ½ Stunden erreicht werden. Die Fähre kann bis zu 600 Passagiere, über 100 PKWS sowie containerisierte Ladung per LKW oder Roll-Triller transportieren. Dieses Schiff haben wir speziell für die Kapverden entwickelt, und ich denke, dass wir ab 2006 den Dienst aufnehmen können. Schwierigkeiten machen noch die zur Zeit wenig ausgebauten Hafenanlagen, die kaum Schutz vor der langen und hohen Atlantik-Dünung bieten. Aber auch hier sind Pläne von uns und deutschen Ingenieuren entwickelt worden, und wir denken, dass auch hier 2006 die erste geschützte Anlage in Betrieb genommen werden kann.

Für Mindelo (São Vicente) planen wir einen Off-Shore-Bereich für Europa aufzubauen. Es soll eine Freihandelszone errichtet werden, die ein Off-Shore-Banking erlaubt. Auch hier planen wir ein staatliches Off-Shore-Schiffsregister aufzubauen, sowie Werften und Schifffahrtsindustrie anzusiedeln.


* Hamburger Honorarkonsul der Republik Kap Verde




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Portugal-Post Nr. 30 / 2005


Heinz-Herbert Hey
Hamburger Honorarkonsul der Republik Kap Verde



Wappen von Kap Verde



Begrüssung des Präsidenten Dr.Aristides Lima



Das Konsulat der Republik Kap Verde in Hamburg



Empfang der Kapverdier in Hamburg



Ein Modell der Schnellfähre



Cratera de Cova auf Santo Antão



Ponta do Sol, Fischerhafen, Santo Antão



Häuser im Vale de paul, Santo Antão



Vale de paul, Santo Antão



Vale de paul, Santo Antão



Palast in Mindelo auf São Vicente



Straße in Mindelo auf São Vicente



Blick von der Fähre auf São Vicente


Landschaftsbilder aus dem Archiv der Notícias do Sal, Kap Verde