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Correio dos leitores
Leserbriefe

Leserbrief von Heike und Jürgen Vieth

AUFKLÄRUNG TUT NOT!

Um es kurz zu machen: die diesjährige Arraial Veranstaltung mit ihren traditionellen Aktivitäten und kulinarischen Genüssen war wie immer sehr gelungen. Dank und Lob den zahlreichen Helfern und Mitwirkenden! Wir waren mit unseren 3 portugiesischen Gästen von Freitagabend bis Sonntagnachmittag fast permanent im Museum und waren von der Stimmung und dem ganzen Trubel sehr angetan.

Was uns aber enorm verärgerte war, dass durch die Unterstützung durch die PHG und das Völkerkundemuseum die Veranstaltung von der Staudammgesellschaft EDIA zur alleinigen Selbstdarstellung genutzt wurde. Ein Mausclick bei google unter dem Stichwort "Alqueva Staudamm Portugal" hätte seitens der PHG und des Museums genügt, um die grundsätzliche Fragwürdigkeit des ganzen Projektes in heutiger Zeit unter ökonomischen, ökologischen, kulturellen und klimatologischen Gesichtspunkten festzustellen. Verschiedenste internationale Umweltorganisationen haben dort ihre Bedenken geäußert:

- "ökologisch und ökonomisch katastrophales Großprojekt - Zerstörung eines einmaligen europäischen Naturerbes... - EU-Gelder machen gewaltige Naturzerstörungen erst möglich..."

Dieses sind nur einige der Überschriften zu ausführlichen Artikeln zum Thema.

Ein öffentliches Museum hat immer auch eine aufklärerische Aufgabe. Denselben Anspruch stelle ich auch an die PHG, die diesen in der PORTUGAL-POST erfreulicherweise in der Vergangenheit immer wieder erfüllt hat. Umsomehr waren wir verärgert, dass an dem Einführungsabend im Anschluss an das natürlich völlig unkritische Jubelreferat des federführenden Ingenieurs ("ein Traum wird wahr") eine Darstellung des Projekts aus anderer Sicht oder zumindest Gelegenheit zu kritischen Fragen nicht gegeben wurde. Dasselbe trifft im übrigen auch auf die Ausstellung zu, in der zwar auf hübschen Schautafeln in zahlreichen Details die angebliche oder tatsächliche Rettung ökologischen und kulturellen Erbes dargestellt wird, aber keinerlei Hinweis auf die grundsätzliche Problematik des gigantomanischen Erbes aus Salazars Zeiten.

Wir haben volles Verständnis dafür, dass in Zeiten knapper Kassen das Museum und die PHG gerne die Möglichkeit wahrgenommen haben, einen Sponsor wie die Staudammfirma EDIA für das diesjährige Arraial zu gewinnen, meinen aber, dass dieses nicht zur Kritik- und Distanzlosigkeit seitens der Veranstalter eines kulturell-folkloristischen Wochenendes führen darf. Dem Museum würden wir im übrigen empfehlen, in der Ausstellung einige zusätzliche Schautafeln aufzuhängen, die über die in diesem Schreiben und auf der o.a. Internetseite angedeutete grundsätzliche Problematik informieren.

Mit freundlichen Grüßen

Heike und Jürgen Vieth


Ein Wort der Klärung

Die PHG unterstützt das Museum für Völkerkunde logistisch und finanziell bei der Vorbereitung und Durchführung des alljährlich stattfindenden Arraial, ist dies doch ein wunderbarer Rahmen, das portugiesische Element in Hamburg zu präsentieren. Wir sind jedoch nicht der Veranstalter und damit für alle Teile des Festes verantwortlich. Bei der Vorbereitung des diesjährigen Arraial haben unsere beiden Vertreter im Festausschuss, Elke Tönnies und Adelina de Almeida Sedas, die Bedenken vorgetragen, wie sie sich in ausführlicher Form in der Portugal-Post 18 (Mai-Juli 2002) niedergeschlagen haben. Dass die EDIA die Veranstaltung so schamlos für ihre Propaganda ausgenutzt hat, war nicht vorauszusehen und hat selbst Prof. Köpke überrascht, der sich nachträglich von den Ausführungen ihres Direktors distanziert hat.

Die Redaktion


ZWEI BRIEFE AN DIE BILDUNGSSENATORIN DER HANSESTADT HAMBURG


1. Brief des brasilianischen Honorarkonsuls in Hamburg

Das brasilianische Honorarkonsulat begrüßt die seit langem laufenden Bemühungen des Senates um eine Einbeziehung von Sprachen der in Hamburg lebenden Minderheiten in den Unterricht an Hamburger Schulen. Wir würden es daher als sehr positiv ansehen, wenn Sie sich - trotz der auch im Bereich Ihrer Behörde erforderlichen Sparmaßnahmen - dafür einsetzten, dass portugiesischer Sprachunterricht an ausgewählten Hamburger Schulen erhalten bleibt.

Dies gilt sowohl für die zweisprachig geführte Rudolf-Roß-Gesamtschule, als auch für das nach unserer Kenntnis derzeit in Hamburg einzige Angebot an einer weiterführenden Schule, dem Gymnasium Hochrad.

Wie die anderen portugiesischsprachigen Nationen, mit denen wir gemeinsam eine nennenswerte Zahl von Hamburger Bürgern stellen, würden wir es als großen Nachteil empfinden, wenn in diesem Bereich Bildungsmöglichkeiten für unsere Landsleute und interessierte Deutsche wegfielen.

In einer Zeit, in der Deutschland mit den Herausforderungen der Globalisierung konfrontiert wird, scheint es uns immer wichtiger zu werden, auf diesem Weg auch den deutschen Schülern sowohl Weltoffenheit zu vermitteln, als auch die Voraussetzungen für die Kommunikation mit anderen Kulturen anzubieten.
...

Mit freundlichen Grüßen

Lucas Meyer
Honorarkonsul


2. Brief der Deutschen Schule Lissabon

Sehr geehrte Frau Senatorin,

als Lehrer der Deutschen Schule Lissabon, die wir täglich in allen Fächern versuchen, portugiesischen Schülern Deutsch als Fach- und Fremdsprache nahe zu bringen, wären wir sehr enttäuscht, wenn das Wahrheit wäre, was wir im "offenen Brief" von Maralde Meyer-Minnemann und Dr. Peter Koj an Sie lesen mussten: ,, ...mit Befremden haben wir davon Kenntnis genommen, dass der Portugiesischunterricht an den Hamburger Gymnasien aus der besonderen Förderung durch die Schulbehörde herausgenommen wurde. Es steht zu befürchten, dass Portugiesisch unter dem Druck der anderen angebotenen Sprachen (...), irgendwann die Segel streichen muss...."

Die Argumente der beiden Autoren stellen die Besonderheit der Beziehung der Freien und Hansestadt Hamburgs und Portugals eindrucksvoll dar. Die Gründung der hiesigen Deutschen Schule vor 150 Jahren kann man dementsprechend nur im Zusammenhang dieser besonderen Beziehung verstehen. Für viele Schüler, Eltern und Lehrer dieser Schule ist dies nicht ein abgeschlossenes Kapitel, sondern ,,gegenwärtige" Geschichte. Aber auch hier in Portugal ist die Tatsache, dass Deutsch eine schwere Sprache ist und seine Bedeutung in der Welt sich in uns bekannten Grenzen hält, eine Erschwernis. Jugendliche, die sich entschlossen haben, diese Sprache zu lernen, bekommen hier an der Deutschen Schule die Grundlagen vermittelt. Ihre intrinsische Motivation läuft aber darauf hinaus, in dieser Sprache mit Gleichaltrigen zu kommunizieren. Wo kann das besser geschehen als in Deutschland!

Die Erfahrung zeigt, dass unter Gleichaltrigen die Form des ,,Tandem-Lernens" die erfolgreichste Form des Spracherwerbs ist. Das setzt voraus, dass beide Lerner zwei Sprachen, die Mutter- und die Fremdsprache, ,,über Kreuz" beherrschen. Würden sich portugiesische Schüler, z.B. in Hamburg, mit niemandem in dieser gekreuzt portugiesisch-deutschen Form austauschen können, ginge eine starke Motivation verloren, Deutsch zu lernen bzw. sich mit Deutschen und Deutschland zu beschäftigen. Im Sinne unseres Bildungsauftrages, europäisches Selbstbewusstsein zu verstärken und zu erzielen, würde sich deswegen die Aufhebung der besonderen Förderung der portugiesischen Sprache, z.B. in Hamburg, kontraproduktiv auswirken.

Gerade im Hinblick auf die Zielvorstellung europäischer Integration, im Hinblick auf ein neues europäisches Selbstverständnis ist es wichtig, einer nationalen Verkapselung entgegenzuarbeiten, die nur über den Tellerrand zum Nachbarn schaut und nicht wahrnimmt, dass hinter dem Nachbarn noch einer sitzt, dann noch und noch einer! Auch wenn wir von Hamburg aus Brüssel, Paris, Andorra und Madrid passieren müssen, um nach Lissabon zu kommen, ist dort trotzdem unser europäischer Nachbar.

Um es kurz und prägnant zu machen: Die portugiesischen Schüler der Deutschen Schule Lissabon wollen es nicht vermissen, in der portugiesischsten Stadt Deutschlands ,,Tandemerfahrungen" zu machen. Deswegen bitten wir Sie, Frau Senatorin, im Namen dieser Schüler, die besondere Förderung der portugiesischen Sprache in Hamburg beizubehalten.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. A. Fuchs (Schulleiterin)
Horst Papenhausen (DFU-Koordinator)


Leserbrief von Cornelia Lind

Lieber Peter,

Dank für die Mail. Auch die Portugal-Post ist gut angekommen. Es ist ganz witzig, aber jetzt, wo ich so weit von Hamburg weg bin und auch von Euch, ist mir die Portugal-Post sehr viel wichtiger geworden als in der Zeit, wo ich noch in Hamburg gelebt habe. Sie ist irgendwie noch ein Bindeglied zu Euch und in die alte Heimat. Ich freue mich auf jede Zeitung, die kommt, und warte auch schon sehnsüchtig auf die nächste Ausgabe.

Es geht mir soweit gut und ich bin auch gerne hier, aber Hamburg ist mir schon zur Heimat geworden. Na ja, nur nicht noch sentimentaler werden.

Ich hoffe, es geht Euch allen gut und Ihr habt die Sardinhada trocken, aber feucht-fröhlich verbracht.

Liebe Grüße an alle.
Beijinho Conny

Cornelia ("Conny") Lind, ehemals PHG-Sozialreferentin, ist im März letzten Jahres mit Ehemann Lothar nach Portugal übergesiedelt. Einen ersten Erfahrungsbericht veröffentlichen wir in der nächsten "Portugal-Post".





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Portugal-Post Nr. 28 / 2004