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Pousadas: Inseln der Ruhe

Von Uly Foerster *

Luxuriös im Schloss wohnen oder lustvoll auf dem Weingut, still im Kloster oder abgeschieden sogar im Gefängnis: Jeder, ob Individualtourist oder Incentive-Planer, wird die Pousada seiner Wünsche finden. Portugals staatliche Hotelkette restauriert immer neue historische Stätten für Gäste, die das Besondere suchen.

Das nächste Juwel ist schon gefunden, jetzt muss es noch geschliffen, gefasst und poliert werden. Es liegt in den sanften Hügeln oberhalb der Algarve-Haupstadt Faro, ein verwunschenes Barockschlösschen mit weitem Blick auf den Atlantik, umgeben von Orangenhainen und Mandelbäumen, in sich selbst versunken inmitten eines morbid-verwilderten Parks voller zerfallender Statuen, wasserloser Brunnen, verwitterter Pavillons und stumpf gewordener Azulejo-Pracht. José Francisco da Silva, ein Apotheker aus Beja, hatte es einst von der Adelsfamilie Carvalhal gekauft und wurde, weil er sich mühte und viel Geld investierte, selber in den Adelsstand erhoben - zum Visconde de Estói.

Nun wird das Kleinod in der Ortschaft Estói, das jahrzehntelang vor sich hin rottete, bald wieder prächtige Feste und prominente Gesellschaft, opulente Gastmahle und kultivierte Nichtstuer erleben: Es wird renoviert und ausgebaut zu einer neuen Pousada, einem der bald 50 staatlichen Hotels, die von Valença im äußersten Norden bis Sagres im Süden, von Óbidos im Westen bis Elvas im Osten als edle Inseln der Ruhe aus dem Meer des Massentourismus ragen.

Feudale Paläste wie in Queluz vor den Toren Lissabons sind darunter, Stätten der Geschichte wie das Königsschloss Rainha Santa Isabel in der weißen Stadt Estremoz, stille Klöster wie in der Alentejo-Stadt Vila Viçosa, wo selbst Bürgersteige und Zebrastreifen aus Marmor sind - allesamt "Historische Pousadas", in denen der Gast portugiesische Geschichte atmen, großzügige Räume bewohnen und die Schätze von Küche und Keller genießen kann.

Auch die vielen "Regionalen Pousadas", oft etwas einfacher und nicht unbedingt in historischen Mauern untergebracht, geizen nicht mit Charme. Die Pousada Conde de Ourém etwa gehört dazu, ein Schatzkästlein in dem mittelalterlich ummauerten Städtchen Ourém mitten im historischen Dreieck Portugals zwischen den geschichtsträchtigen Städten Alcobaça, Batalha und Tomar gelegen; und Fátima, das portugiesiche Lourdes, ist ganz in der Nähe. Oder die Pousada Santa Maria in Marvão mit ihrem atemraubenden Blick bis weit nach Spanien hinein. Oder die Pousada Santa Clara-a-Velha, abgeschieden an einem gewaltigen Stausee gelegen, dessen Arme sich bis zu 30 Kilometer weit ins Alentejo schlängeln.

Egal ob "historisch" oder "regional": "Wir sind stolz darauf", sagt Eduardo Ambar, langjähriger Präsident der Pousada-Organisation ENATUR, "unsere Gäste mit außergewöhnlichem Service, Komfort und Ambiente zu empfangen. Sie sollen beim Aufenthalt in einer Pousada eine außergewöhnliche Welt entdecken, und ich bin sicher, dass sie immer wieder kommen werden."

Pousadas sammeln - das ist in der Tat bei manchen Portugal-Urlaubern längst zur Leidenschaft geworden. Kein Wunder: Besser kann man das Land in seiner ganzen Vielfalt, mit blumenüberwucherten Inseln und durchglühten Ebenen, Dünenstränden und wilden Serras, nicht kennenlernen als bei einer Rundreise durch die Pousadas. Bernhard Doerfel, Marketing-Repräsentant der Pousadas für Deutschland: "Keine Region, die nicht eine breite Auswahl dieser stets besonderen Hotels bietet."

Und das Netz wird immer dichter - das Schlösschen von Estói ist nur eine von sieben neuen Pousadas, die bis Ende 2006 die ersten Gäste empfangen werden. Mit drei neuen Häusern - in zwei Burgen und einem Kloster - auf den Azoren-Inseln Faial, São Miguel und Terceira bietet Pousadas de Portugal bald auch den Trekkern und Naturliebhabern, die den Inseln weit draußen im Atlantik verfallen sind, edle Herbergen. Eine neue Pousada in Covilhã, in der wilden Serra de Estrela im Norden des Festlandes, wird nächstes Jahr neuer Zielpunkt für Bergwanderer und Großstadtflüchtlinge. Die Hauptregion des Tourismus, die Algarve-Küste, hat bald neben den beiden Pousadas von Sagres, der Pousada von São Bras de Alportel und dem demnächst restaurierten Schlösschen von Estói ein weiteres Nobelhaus: In Tavira an dem stilleren Sand-Algarve wird der Convento da Graça, ein Kloster, zur Pousada umgebaut. Geplant werden zudem ein Ausbau der Pousada Infante, die meerumtost auf den gewaltigen Klippen von Sagres thront, und der Pousada im Kastell von Palmela nördlich von Setúbal. Und auch der portugiesische Stararchitekt Siza Vieira, mit internationalen Preisen überhäuft, baut an neuen Pousadas mit: Er hat die Pläne zur Neugestaltung der Burg von Peniche an der "Silberküste" nördlich von Lissabon entworfen.

Oft werden die Pousadas als "Pendant" zu den staatlichen spanischen Paradores bezeichnet. Doch der Vergleich trifft nicht: Die portugiesischen Pousadas sind nicht so standardisiert, sie sind vielfältiger. Weil sie meist kleiner sind (Vorausbuchung und sorgfältige Planung von Rundreisen sind deshalb ratsam - siehe Kasten), wird der Gast auch persönlicher umsorgt. Und: Jede Pousada ist ein Erlebnis für sich, eine unvergleichliche Komposition aus Tradition und Komfort, aus portugiesischer Lebenskunst und Gastfreundschaft.

Hinzu kommt, dass die Pousada-Organisation ENATUR peu à peu privatisiert wird. Ein Konsortium unter Führung der größten und stark expandierenden portugiesischen Hotelkette Pestana hat zunächst 37,6 Prozent der Enatur übernommen, in den nächsten 15 Jahren sollen es 49 Porzent werden. Und die Deutschen sind auch dabei: 0,1 Prozent gehören neuerdings der Incoming Agentur Portimar, einer Tochtergesellschaft des größten europäischen Portugal-Reiseveranstalters Olimar aus Köln.

Ergänzt wird dieses Konzept, das 1942 mit der Gründung der ersten Pousada in Elvas an der spanischen Grenze begann, durch Versuche mit privaten Hotel-Partnern. Wo es sich anbietet, dürfen Eigner ihr Hotel nach einem Franchise-Konzept "Pousada" nennen - sofern sie vorgegebene Qualitätstandards erfüllen. Da hat die erste private Pousada, das Solar da Rede in Mesão Frio mitten in der Weinregion Douro, schon Vorbildcharakter: Das Haus in einem restaurierten traditionellen Weingut gehört, mit spektakulärem Blick auf den Fluss, eigener Yacht, eigenem Hubschrauber, eigenem Wein und eigenem Olivenöl, zur Luxuskategorie.

Jeder wird, mag er auch ausgefallene Wünsche haben, seine Pousada finden. Firmen, die außergewöhnliche Incentives in außergewöhnlichen Locations planen. Individualtouristen, die sich ihr persönliches Urlaubserlebnis maßschneidern lassen wollen. So schickt José Mendes, Inhaber des Hamburger Reisebüros Lusotravel und Pousada-Spezialist, manche Gäste gern auch mal "ins Gefängnis", so scherzt er: Die Fortaleza do Beliche, am Cabo São Vicente gelegen, ist Europas südwestlichstes Hotel und die kleinste aller Pousadas. Sie hat nur vier Zimmer: ehemalige Zellen, in denen die Gefangenen auf den Klippen hoch über dem Meer schmachteten - ohne die geringste Aussicht auf Flucht.

Heute freut sich, wer dort, an diesem magischen Ort, so lange bleiben kann wie er will.




Beratung und Buchung

José Mendes, mit 25 Jahren Erfahrung in der Touristik einer der Portugal-Pioniere in Deutschland, ist Spezialist für maßgeschneiderte Pousada-Rundreisen und Incentives. Die Rundreisen werden vorwiegend mit Lufthansa (bis zu acht Flüge täglich von Deutschland nach Portugal) und der Autovermietung Sixt durchgeführt. Mendes, in Porto geboren, kennt die meisten Pousadas aus eigener Anschauung und kann daher individuelle Beratung bieten. Infos und Buchung bei: José Mendes, Lusotravel, An der Alster 71, 20099 Hamburg, Tel: +49-40/2808180, Fax: +49-40/2802991, Mail: info@lusotravel.de.

Veranstalter

Olimar, Deutschlands größter Veranstalter von Portugal-Reisen, bietet alle Pousadas an. Katalog und Infos im Reisebüro oder direkt: Olimar, Unter Goldschmied 6, 50667 Köln, Tel.: +49-221/20590-81, Fax: +49-40/2573623, Mail: reisebuero@olimar.de.

Repräsentant

Bernhard Doerfel ist Marketing-Repräsentant der Pousadas für Deutschland. Anfragen von Touristikfachleuten und Journalisten an: Bernhard Doerfel, Geissberg 26, 63303 Dreieich, Mail: b.doerfel@pousadas-portugal.de.

Zentrale

Zentrale Reservierungsstelle und Verwaltung ist: ENATUR - Pousadas de Portugal, Avenida Santa Joana Princesa, n° 10, 1749-090 Lisboa, Portugal. Tel.: +351-21/8442001, Fax: +351-21/8442085/7. Mail: guest@pousadas.pt.

Internet

Alles rund um die Pousadas im Web: www.pousadas.pt


* PHG-Mitglied Uly Foerster lebt als Journalist in Hamburg. In Silves, wo er ein Haus hat, widmet er sich so oft es geht dem Studium der luso-arabischen Geschichte.




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Portugal-Post Nr. 25 / 2004


Pousada in Évora




Piscina der Pousada in Estremoz




Pousada in Ourém




Pousada in Queluz




Lage der Pousadas