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Streifzüge durchs portugiesische Hamburg IX

Von Luís Carvalho

Neue Restaurants öffnen, andere schließen. Kreislauf der gastronomischen Szene, wo gewechselt wird von Vierteln mit wenig Zulauf (out) zu zwei oder drei Gegenden, die gerade in Mode sind (in). Aber es gibt immer noch Stadtviertel ohne solch ein portugiesisches Lokal. Und da im Leben alles möglich ist, hoffen wir, dass die Verlierer was dazu lernen und jetzt nicht die Arme verschränken. Sie können noch mehr neue Lokale in typischen Gegenden aufmachen, denn da blüht immer das Geschäft.

Als da wären: die Lange Reihe und Umgebung; hier ist ein Lokal fast wie sechs Richtige im Lotto. Man braucht nur ein paar Eigenschaften, um einen Volltreffer zu landen. Bitte mitschreiben: Gutes Essen. Normale Preise. Freundliche Bedienung. Und nur noch diese eine Botschaft: ein portugiesischer Kunde ist genauso wertvoll wie ein deutscher! Ich war im Vasco da Gama und es war proppevoll. Bei Tony (Café Due), bei dem es jetzt nur kleine Gerichte gibt, ist es immer voll. Belarmino (Zur alten Flöte) ist ab 21 Uhr so wie es mir gefällt, und er verriet mir, dass er bald einmal monatlich Fado veranstalten möchte, so wie damals im Bela Mar. Wenn das klappt, wird dies bald eins der meist genannten Lokale in Hamburg sein. Dies ist eine für uns Portugiesen besonders angenehme Gegend, denn hier wurde die Associação Portuguesa de Hamburgo (APH) geboren und ihr erster Sitz gegründet.

Dann ist es die Hafengegend, denn hier begann ich 1965 meine deutsche Berufskarriere und wohnte hier im Wolfgangweg. Den Hinweisen von Peter Koj folgend, dass es in dieser Gegend eine Reihe von Neueröffnungen gibt, bin ich einen Monat lang zwei-, dreimal wöchentlich umhergebummelt, hab geguckt und bin eingekehrt. So stieß ich auf das Restaurant Farol (in der MoPo wurde er sehr gut besprochen); das Aquário hat eine gehobene Innendekoration, sehr geschmackvoll; das Frango (klingt besser als Churrascaria) ist voll im Einsatz; das Dom José ist bestens ausgestattet, um qualitätsvolle Appetithäppchen, tapas, finger food zu bieten. Silva (Galego), d.h. Moinho ("Mühle") - so nennen wir jedenfalls alle dieses in die Jahre gekommene Lokal (es wurde total renoviert und hat eine Kaffeeterrasse) - da gehe ich häufig hin, ein Zeichen, dass die Küche gut ist und ich zufrieden und satt werde. An sonnigen Tagen schaue ich auf die Wellen, rieche das Meer, sehe die ehemalige Sagres, die mir zuwinkt, und all das riecht für mich alles sehr nach Lissabon.

Auch in Altona gibt es Cafés und Snack-Bars, die kleine, schmackhafte Gerichte anbieten, hygienisch und gehaltvoll zubereitet, z. B. das Café Ribatejo, das jetzt drei Stunden länger geöffnet hat, denn mit den neuen Toiletten gibt es jetzt auch eine Schankgenehmigung. Schauen Sie mal rein. Schade: im Bom Dia hat man die Tische hochgeklappt, als man gerade beim Austeilen der Karten war. Die fataça na telha1 wird mir fehlen, aber der ehemalige Besitzer erzählte mir, er sei auf der Suche nach einem kleinen Restaurant, das nur dem Koch und ihm als Chef und Kellner Arbeit bietet in der Art der typischen Lissabonner Kneipen wie die, die ich immer besuche, wenn ich in Lissabon bin, die Adega da Mó, die sich in der Rua dos Sapateiros 199 befindet.

Das Marialva von Jorge läuft, so hat mir Butes erzählt, ganz prima. Das Bei Fernando ist umgezogen (wenn Sie mich fragen: umso besser), und zwar in ein historisches Gebäude, dessen Errichtung auf das Jahr 1603 zurückgeht. Der Eingang ist jetzt von der Lämmertwiete. Ich werde immer wieder gebeten, darauf hinzuweisen, dass die Fußballclubs und Freizeitvereine auch Essen anbieten. Die APH hat jetzt zwei Köche. Im Club Benfica2 waltet am Wochenende die Familie Morais, die vorher in der APH tätig war. Der Sporting Clube läuft wie immer gut mit António und seiner Frau, jeden Tag, obwohl er jetzt noch zusätzlich für die Gastronomie im Poppenbüttler Verein zuständig ist. Die geschälten gambas3 gebraten in einer Sauce à Nogueira sind die Spezialität bei der Juventude do Minho. Der Club Portugal 82 bereitet die Portion so zu, wie der Gast es möchte. Ich rühr hier nicht die Werbetrommel, obwohl ich bei den Jahreshauptversammlungen präsidiere, aber Uriel wird das bestätigen. Der FC Porto ist immer voll von Leuten anderer Kontinente, deswegen die üblichen Laute, Musik. Ich erinnere mich an Pestanas Grillerei, dieses Landhuhn. Weil ich im Augenblick auf Diät bin ("Schluss mit vollem Bauch"), hör ich jetzt hier auf. Ich bin nämlich von 98 auf 88 Kilo runter. Die 1,68 m sind noch dieselben.


1 Unser guter Luís, an den Ufern des Tejo großgeworden, träumt immer noch von seinen Flussfischen, selbst wenn er in Hamburg einen Seebarsch serviert bekommt. Zur fataça na telha hat sich der Übersetzer schon in der Ronda VII geäußert, die in der P-P 18 erschienen ist)
2 Nicht zu verwechseln mit dem Restaurant gleichen Namens. Ein Verzeichnis all der portugiesischen Clubs, in denen man auch essen kann, findet sich in der dieser Ausgabe beiliegenden Liste der portugiesischen Restaurants. Wir bitten, uns auf evtl. Fehler oder Lücken aufmerksam zu machen
3 Neudeutsch. Scampis (sic!)




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Portugal-Post Nr. 24 / 2003


Luís Carvalho