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Junge Besucher aus Cascais in Hamburg

Von Helena Sinclair *

Vom 12. bis 19. April fand der 8. Schüleraustausch der Escola Secundária de Cascais und des Gymnasiums Hochrad statt. Wie bei früheren Gelegenheiten herrschte anfangs große Anspannung: für einige Schüler handelte es sich um den ersten Flug, um das erste Mal in Deutschland und darum, von einer deutschen Familie aufgenommen zu werden, mit der es so viel zu teilen und von der es so viel zu lernen gab.

Im Rahmen des von Teresa Salgueiro Lenze und Dr. Peter Koj ausgearbeiteten Programms hatten die Schüler die Gelegenheit, das Gymnasium Hochrad zu besuchen und am Deutsch- und Portugiesischunterricht teilzunehmen. So konnten sie die beiden Erziehungssysteme vergleichen und das Auftreten der deutschen Schüler in einer Unterrichtssituation einschätzen.

Die Stadtführung wurde von Dr. Peter Koj übernommen, Mitbegründer des Austausches Cascais-Hamburg und Referent für "Jugend und Kultur" der "Portugiesisch-Hanseatischen Gesellschaft". Er, der große Experte für deutsch-portugiesische Kulturbeziehungen und 1996 mit dem Preis der Stiftung Casa da Cultura de Língua Portuguesa der Universität Porto ausgezeichnet, zeigte uns das Museum für Hamburgische Geschichte, die Judenbörse, das alte Judenviertel, und die Kirche St. Michaelis, Symbol des Protestantismus. Sie ist Wahrzeichen der Stadt und wurde mehrfach zerstört, aber das erste Kupferdach wurde von einem reichen sefardischen Kaufmann, Manuel Teixeira, gestiftet.

Vom Besuch im Museum für Hamburgische Geschichte möchten wir besonders die jüdische Abteilung hervorheben mit ihrer Ausstellung von Fayencen, die im 17. Jahrhundert von den in Hamburg ansässigen portugiesischen Sefarden, zu der Zeit 800 von 12.000 Einwohnern, aus Portugal importiert wurden.

Als große Kaufleute, Ärzte und Gelehrte waren sie damals in Hamburg willkommen, denn sie verbanden Hamburg mit dem durch die portugiesischen Entdecker eröffneten Welthandel. Wir sahen auch eine prachtvolle Grabplatte der Familie Benveniste mit einer Amme, die zwei Säuglingen die Brust gibt, und mit einer Inschrift im Portugiesischen des 17. Jhdts. Es ist eine Replik einer der 2.000 Grabplatten des portugiesisch-jüdischen Friedhofs an der Königstraße, der in der Anwärterliste des UNESCO-Weltkulturerbes steht.

Auf der Hafenrundfahrt hatten wir Gelegenheit Europas zweitgrößten Hafen zu sehen und die Speicherstadt mit einer Statue von Vasco da Gama, der einzigen des portugiesischen Entdeckers außerhalb der portugiesischsprachigen Welt. An der Landungsbrücke sahen wir auch die "Rickmer Rickmers", das ehemalige Segelschulschiff der portugiesischen Marine, die ex Sagres I.

Wir stiegen den Tunnel hinab, der als erster vor über 100 Jahren die Elbe unterquerte. Anschließend nahmen wir auf Einladung der Portugiesisch-Hanseatischen Gesellschaft ein Essen im Restaurant "Fischerhaus" ein. Diese Gesellschaft mit 250 Mitgliedern und der bekannten Übersetzerin Maralde Meyer-Minnemann als Präsidentin hat sich zum Ziel gesetzt, die portugiesische Sprache und Kultur in Hamburg und Umgebung zu verbreiten. In enger Zusammenarbeit mit dem Instituto Camões organisiert sie Vorträge, Debatten, Ausstellungen und unterstützt Initiativen wie diese (Schüleraustausch Cascais-Hamburg).

Fast gegen Ende unseres Aufenthaltes hatten wir Gelegenheit, Maralde Meyer-Minnemann zu interviewen, die uns von ihrer Tätigkeit als Übersetzerin portugiesischer Autoren wie António Lobo Antunes berichtete.

Am 19. April sagten wir mit Tränen in den Augen "Auf Wiedersehen", das eigentlich ein "Bis bald" ist, denn die Kontakte bleiben bestehen und die Erinnerungen an diese bereichernde Erfahrung werden für immer unauslöschlich sein.


* Lehrerin an der Escola Secundária de Cascais. Mitbegründerin des Austausches mit dem Gymnasium Hochrad im Jahre 1988




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Portugal-Post Nr. 23 / 2003


Gymnasium Hochrad, Eingang




Unterricht mit Teresa Salgueiro Lenze




Lissabonner Keramik mit Hamburger Doppeladler und portugiesischem Herzen (1635)




Portugiesisch-jüdischer Friedhof an der Königstraße




"Rickmer Rickmers" von achtern




Maralde Meyer-Minnemann




Gruppenbild auf der Fleetinsel