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Cafés mit Geschichte(n)

Von Luise Albers

Obwohl ich wusste, dass die Kaffeehaus-Kultur in den europäischen Großstädten immer von Bedeutung war, gebe ich zu, dass ich auf die Cafés in Lissabon kaum geachtet habe, es sei denn, wenn ich Hunger oder Durst hatte... Natürlich gibt es ein Foto von mir, wo ich neben dem Fernando Pessoa-Denkmal vor der Brasileira sitze, aber außer solchen Touristenaktionen habe ich kaum über die Cafés in Lissabon nachgedacht. Deshalb fand ich eine Serie von Artikeln sehr interessant, die im Expresso im Zeitraum 1999/2000 erschienen ist. Darin geht es um die drei alten Cafés O Nicola, Martinho da Arcada und A Brasileira. Durch diese Artikel habe ich eine Menge über die historischen Cafés Lissabons erfahren.

Sie haben gemeinsam, dass ihre Besitzer großen Stolz für sie hegen und sich alle Mühe geben, dem historischen Erbe bestmöglich gerecht zu werden. Außerdem wurden sie alle von Salazar verfolgt, für den Cafés "Orte des Müßiggangs und der Ausschweifung" waren.

Das Café Nicola ist berühmt dafür, dem Dichter Bocage Zuflucht gewährt zu haben. Es ist das älteste Café am Rossio und ein Wahrzeichen der Stadt. Laut der Reportage ist es eins der wenigen Cafés in Lissabon mit den Charakteristika eines Cafés, zusätzlich zu dem Verdienst, die Erinnerung der Menschen an Bocage wachzuhalten. Das Nicola wurde 1798 von dem Genuesen Nicolau Breteiro eröffnet und diente Bocage als zweites Zuhause. Man sagt, dass er oftmals improvisierte Gedichte im Café deklamierte. Der Ort blieb Café bis 1837, war danach Buchhandlung und Juweliergeschäft bis 1929, als Joaquim de Albuquerque entschied, ein Café zu gründen, um die an Bocage geknüpfte Tradition wieder aufleben zu lassen. So entstand erneut ein Ort der Zusammenkunft. Die Fassade des Gebäudes ist noch die originale. Die Innenausstattung geht auf das Jahr 1935 zurück, als das Nicola größeren Renovierungsarbeiten unterzogen wurde.

Der Tisch, an dem Fernando Pessoa so oft einen Absinth kostete, ist heute Kultobjekt für Touristen aus aller Welt, die zum Martinho da Arcada kommen. Die Erinnerung an Fernando Pessoa ist die einschlägige Referenz dieses Cafés. Als ob es sich um ein Museum handelte, fährt das Café fort, die Erinnerung an den Schriftsteller hervorzurufen mit Fotos, Zeichnungen, Briefen und Gedichten von Pessoa. 1782 gegründet, ist es das älteste Café Lissabons. Während seiner langen Geschichte durchlebte es alle politischen Umwälzungen, welche die Hauptstadt erschütterten und war Schauplatz von Verschwörungen und Zusammenkünften von intellektuellen Künstlern. Auch heutzutage werden wichtige Entscheidungen im Martinho da Arcada getroffen, zum Beispiel kam dort der Vorschlag auf, die "Expo 1998" in Lissabon stattfinden zu lassen.

Das Café A Brasileira öffnete 1905 die Türen am Chiado, zunächst als Kaffeeladen, in dem den Käufern eine Tasse Kaffee als Kostprobe angeboten wurde. An den Tischen der Brasileira kamen Liberale und Konservative, Monarchisten und Republikaner zusammen. Wie in den anderen beiden erwähnten Cafés wurden neue Ideen ersonnen und entstanden politische Witze. Schriftsteller und Intellektuelle versammelten sich zu literarischen Stammtischen. Es war Treffpunkt für die Gruppe Orfeu, der auch Fernando Pessoa angehörte.

Also, inzwischen weiß ich, dass ich beim nächsten Aufenthalt in Lissabon diese Cafés voller Neugier persönlich aufsuchen werde! Und für diejenigen, die genau wissen wollen, wo die Cafés liegen:

Café Nicola, Praça D. Pedro IV, 24-25
Martinho da Arcada, Pr. Comércio, 3
A Brasileira, Rua Garrett, 101-102





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Portugal-Post Nr. 23 / 2003


Martinho da Arcada




A Brasileira