Ungewöhnliche Laute drangen am Abend des 12. Juli aus der
Luke 2 der Cap San Diego:
was bleibt
ist das inferno der vögel
über der praça
der tägliche schrecken
und die heimsuchung der bilder
die immer schritt halten
mit der traurigkeit derer
die zurückbleiben, mag sein
dass sich jemand festbeißt
irgendwo in der mitte der angst
an einem wort
für das es keine übersetzung gibt
lugar
derradeiro do riso
Der Welt größtes Museumsschiff, zur letzten Reise festgetäut
an der Überseebrücke, war Schauplatz eines kulturellen Ereignisses der
besonderen Art: der Fotograf Peter Köhn hatte eingeladen zur Eröffnung seiner
Ausstellung Hamburger Lyrikerinnen und Lyriker. Die Fotos so
unterschiedlicher Hamburger Dichterinnen und Dichter wie Peter Rühmkorf, Yoko
Tawada, Mirco Bonné, Mariola Brillowski hängen nun einträchtig zusammen.
Insgesamt sind es 26 Porträts, die in bestechender Schwarz-Weiß-Technik Zugang
suchen zum jeweiligen Künstler, so wie er posiert, so wie er uns anblickt.
Darunter auch „unser“ Ferdinand Blume-Werry, der
übrigens mit einem Halbporträt, dem einzigen der Ausstellung, vertreten ist.
Ferdinand Blume-Werry war auch die ehrenvolle Aufgabe zugefallen, die Vernissage
mit der Lesung eines Gedichtes zu eröffnen (nach ihm las noch Alicja Wendt,
Preisträgerin des letztjährigen Förderpreises der Hansestadt Hamburg, einige
ihrer „Postkarten“ vor). Und so kam an Bord des ehemaligen Stückgutfrachters,
der so viele Häfen der Welt gesehen hat, darunter natürlich auch Lissabon, zum
ersten Mal Ferdinand Blume-Werrys Lissabon-Gedicht zu Gehör. Ihnen, den Lesern
der Portugal-Post, haben wir schon mal die Schlusss-Strophe dargeboten.
Der Abdruck des ganzen Gedichts soll einer der nächsten Ausgaben vorbehalten
bleiben, die dem Thema „Lissabon“ gewidmet sein wird.
Sofern Ihr Weg Sie in nächster Zeit zu den
Landungsbrücken führt, sollten Sie doch einen Blick in die Ausstellung tun,
sich der Suggestion der ausdrucksstarken Portraits aussetzen und dazu die
Gedichte auf sich wirken lassen, mit denen die Lyriker und Lyrikerinnen im
Vorraum vertreten sind und die so unterschiedlich sind wie ihre Portraits. Die
Ausstellung ist täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet und noch bis zum 13.
Oktober zu besichtigen.