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Waffenstillstand in Angola
27 Jahre Bürgerkrieg sind beendet. Die Korruption ist der neue Feind

Kapstadt - Nichts sehnt die bitterarme Bevölkerung von Angola mehr herbei als Frieden. Rechnet man den Aufstand gegen die Kolonialherren aus Portugal hinzu, wird das südwestafrikanische Küstenland seit mehr als drei Jahrzehnten fast ununterbrochen von blutigen Konflikten zerrissen. Das Resultat ist niederschmetternd: eine Million Tote, ein völlig zerstörtes Land. Am Donnerstag reichten sich Armeechef General Neto und der Rebellenkommandeur Ukwachitembo die Hand, nachdem sie einen Waffenstillstand unterzeichnet hatten.

Aber ob aus Angola wieder ein blühendes Land werden kann, hängt nicht nur vom Ende des Bürgerkrieges ab oder ob die 50 000 Unita-Rebellen erfolgreich in die Sicherheitskräfte integriert werden können. Das wirtschaftliche Grundübel des mit Rohöl, Diamanten und viel fruchtbaren Boden reich gesegneten Landes heißt Korruption.

Die Nomenklatura der Regierung und der Armee bedient sich so reichlich aus den jährlichen Öleinnahmen von drei Milliarden Dollar, dass nur die Hälfte davon im Haushalt verbucht wird, meldet das südafrikanische Polit-Magazin "Focus" in seiner jüngsten Ausgabe; der Ölkonzern BP habe den Zorn der Regierung auf sich gezogen, weil man künftig exakt alle Zahlungen veröffentlichen wolle. Mit der Entdeckung neuer Ölfelder im Atlantik könnten sich die Einnahmen binnen zehn Jahren verdoppeln, glauben Experten. Schon jetzt beziehen die USA sieben Prozent ihres Rohölbedarfs aus Angola - mehr als aus Kuwait.

Keineswegs handelt es sich nur um einige korrupte Beamte und Generäle, die besonders an Waffengeschäften gut mitverdienen. Allein Präsident Jose Eduardo dos Santos (59), der aus Gesundheitsgründen im kommenden Jahr sein Amt abgeben will, soll Abermillionen US-Dollars auf sein Privatkonto in Brasilien abgezweigt haben. Der in Moskau zum Erdölingenieur ausgebildete Präsident erhalte seit Jahren bereits 25 Cents für jedes Fass Öl eines bestimmen Offshore-Feldes, erfuhr ein deutscher Entwicklungshelfer.

Bisher war der Krieg gegen die Rebellen der "Union für eine völlige Unabhängigkeit Angolas" (Unita), die kurz nach der Unabhängigkeit 1975 der damals marxistischen MPLA-Regierung den Kampf ansagten, für alle Engpässe verantwortlich gewesen. So konnte man rechtfertigen, dass für die Verteidigung zehn Mal mehr als für das Schulwesen ausgegeben wurde - sogar für afrikanische Verhältnisse eine unfassbare Zahl - und dass ausländische Hilfsorganisationen seit vielen Jahren bereits hunderttausende Angolaner durchfüttern müssen, obwohl das Land ohne weiteres einer der großen Nahrungsmittelproduzenten Afrikas sein könnte. "Der Krieg, der Krieg, der Krieg, immer hat der Krieg an allem Schuld", murrt Jose Machel, ein 40-jähriger Friseur, der an einer Straßenecke in der Hauptstadt Luanda im Freien arbeitet, "aber unsere Regierung lebt dabei immer prächtig."

Ende September 1992, als die ersten und letzten freie Wahlen unter UN-Aufsicht stattfanden, glaubten viele Angolaner schon einmal an eine Zukunft im Frieden und mit mehr Wohlstand. Es folgte ein weiteres Jahrzehnt der sinnlosen Zerstörung und des Plünderns: das Öl für die MPLA, die Diamanten für die Unita. Erst als Jonas Savimbi, der 1992 fest mit seinem Wahlsieg gerechnet hatte und nach der Niederlage wutentbrannt in den Busch zurückkehrte, vor sechs Wochen mit 15 Kugeln am Ufer des Lueveiflusses erschossen wurde und seltsamerweise wenige Tage später sein Nachfolger an Herzversagen starb, konnten die übrigen Unita-Generäle überzeugt werden, die Waffen endlich niederzulegen.

Die 13 Millionen Angolaner, von denen bereits vier Millionen im völlig verwahrlosten Lusaka - einst das "Rio Afrikas" - leben, wären schon zufrieden, wenn sie bald ihre Kinder auf Schulen schicken könnten und in Krankenhäusern einigermaßen ordentlich versorgt würden. Zu lange war ihr Land Spielball der Soldaten und der Weltmächte im Kalten Krieg. Wobei die USA, unter Reagan und Bush fest auf Seiten der angeblich pro-westlichen Unita, am Ende stark mithalfen, dass Savimbi zur Strecke gebracht wurde. Der Savimbi-Biograph Fred Bridgeland fand heraus, dass die CIA per Satellit die Truppenpositionen Savimbis direkt an seine Häscher weitergab.

Quelle: Die Welt





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Portugal-Post Nr. 17 / 2002


Waffenstillstand in Angola