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Studienreise nach Portugal

Von Angelina Ribeiro *

"Portugal – der Musterknabe des europäischen Integrationsprozesses?"

Unter dieser Fragestellung fand vom 29.8. bis 8.9.01 im Rahmen des studienbegleitenden Programms der Friedrich-Ebert-Stiftung1 eine mehrtägige Reise nach Portugal statt. Diese hatte zum Ziel, den 20 teilnehmenden Stipendiaten und Stipendiatinnen der Stiftung die historischen Entwicklungslinien Portugals von der Diktatur bis heute aufzuzeigen. In Gesprächen mit Vertretern und Vertreterinnen aus Politik, Medien- und Kulturbereich wurde es möglich, einen Blick hinter die Kulissen der aktuellen innen- und außenpolitischen Situation des Landes zu werfen.

Die gestellte Ausgangsfrage der Reise bildete sich vor dem Hintergrund, dass sich Portugal in rasanter Zeit von einem unterentwickelten und diktatorisch regierten Land zu einer stabilen Demokratie mit hohem Wirtschaftswachstum gewandelt hat. Mit der Nelkenrevolution im Jahre 1974 und der Ablösung des Salazar-Regimes war diese Entwicklung nicht vorgegeben. Die Kommunisten gewannen mit Unterstützung des Militärs rasch an Einfluss und drohten das Land in eine andere Form der Diktatur zu stürzen. Die sozialdemokratische Regierung verhinderte dies und führte Portugal in die Moderne. Seit 1986 ist Portugal Mitglied der Europäischen Union und gehört seit 1999 zum „Euroland“. Ohne Europa wäre diese Entwicklung sicherlich nicht so erfolgreich verlaufen. Dennoch ist Portugal weiterhin auf dem schwierigen und langen Weg zu einem Wohlfahrtsstaat mit sozialer Marktwirtschaft auf europäische Unterstützung angewiesen. In diesem Zusammenhang stellte sich während der Reise auch stets die Frage der möglichen Modellfunktion Portugals für die EU-Osterweiterung.

Das Programm, das vor der Reise nach Lissabon und Porto einige Vorbereitungstage in Bonn umfasste, verfolgte das Ziel den aus allen Studienrichtungen kommenden Teilnehmern und Teilnehmerinnen in wenigen Tagen möglichst viele Facetten Portugals nahe zu bringen. Die Auseinandersetzung mit der portugiesischen Filmgeschichte und der Versuch einer individuellen Annäherung an das sagenumwobene portugiesische Gefühl von saudade durch das Kennenlernen des Fado, fand einen gleichberechtigten Stellenwert neben interessanter Veranstaltungen in der Mário-Soares-Stiftung in Lissabon und der portugiesisch- spanischen Stiftung Afonso Henriques in Porto. Auch die Gespräche mit Vertretern aus Politik ( z.B. Herrn Prof. Dr. Azeredo Lopes, der über die Mitgliedschaft Portugals in internationalen Organisationen sprach und dabei die besondere Rolle Portugals im Unabhängigkeitsprozess Osttimors thematisierte) und Kultur (z.B. Prof. Dr. João Miguel Teixeira Lopes, dem Hauptverantwortlichen des Kulturprogramms für Porto 2001, der über die Erwartungen und die aktuelle Bilanz der diesjährigen europäischen Kulturhauptstadt sprach) gaben sowohl den „neuen“ PortugalentdeckerInnen als auch den „alten“ PortugalkennerInnen viele neue Wissenshintergründe über das „kleine Land am Rande Europas“. Trotz des sehr umfangreichen Programms fand auch das unmittelbare Entdecken und Erleben der beiden großen Städte Portugals seinen Platz.

Bereits vor der Reise war es mir möglich, Kontakt zu Herrn Dr. Peter Koj aufzunehmen und in diesem Zusammenhang sowohl die Portugiesisch-Hanseatische Gesellschaft als auch die Portugal-Post kennen zu lernen. Seitdem gehöre ich sowohl der Gesellschaft als auch dem Fankreis dieser Zeitschrift an.

Von Anfang an stieß ich bei Herrn Dr. Peter Koj auf offene Türen und auf tatkräftige Unterstützung sowohl in der Vorbereitung als auch in der Nachbereitung der Studienreise, die ich gemeinsam mit Sofia Sousa einer ehemaligen Stipendiatin der Friedrich-Ebert-Stiftung, organisiert und geleitet habe. Insbesondere auch unsere Gespräche über die Differenzen zwischen der „deutschen Zuverlässigkeit“ versus den jeitinhos portugueses, die ich während meiner Organisationsarbeit hautnah erleben konnte, werde ich in lebendiger Erinnerung behalten. Nach der Reise entstand nun die Idee, einige Beiträge und Kommentare, die alle aus der Feder der TeilnehmerInnen entstanden sind, in dieser Zeitschrift zu veröffentlichen. Für die Möglichkeit, dieses Forum für die Weitergabe unserer Erfahrungen nutzen zu können, möchte ich mich hiermit auch im Namen der TeilnehmerInnen bedanken. Für all die Hilfe und Anregungen, die Herr Dr. Koj mir persönlich entgegengebracht hat, möchte ich ebenfalls mein muito obrigada zum Ausdruck bringen.


* Studentin an der Universität Hamburg

1 Die Friedrich-Ebert-Stiftung (FES) wurde 1925 von politischen Freunden und Weggefährten Friedrich Eberts in Berlin gegründet und ist somit die älteste der politischen Stiftungen in Deutschland. Als gemeinnützige, private und kulturelle Institution verpflichtet sich die FES den Ideen und Grundwerten der sozialen Demokratie und unterhält Büros in aller Welt, u.a. auch in Lissabon. Ein Schwerpunkt der Stiftung ist die Vergabe von Stipendien an besonders begabte und gesellschaftspolitisch engagierte Studenten und Studentinnen. Im Rahmen dieser Förderung finden auch studienbegleitende Seminare statt, wie z.B. die diesjährige Studienreise nach Portugal.
Nähere Informationen zur Friedrich-Ebert-Stiftung finden sich unter
www.fes.de




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Portugal-Post Nr. 16 / 2001