Streifzüge durchs portugiesische Hamburg IV
Von Luís Carvalho
Dieses Mal geht es auf meinen Streifzügen um alles Mögliche.
Also gut aufgepasst und zwischen den Zeilen gelesen! Man sagt, dass die Möbel für
Kinderzimmer, die in Portugal hergestellt werden, besser sind als die hiesigen,
und zudem schöner und billiger. Bloß hinterher muss man DM 800,- für den
Transport von da nach hier berappen. Und da es keinen unterschriebenen Vertrag
gab, sozusagen schwarz auf weiß, nutzte der Fahrer dieses aus. Verstanden? Dann
kam der „Tag des Clubs“, der „Tag der Clubmitglieder“, Fußballturniere,
Straßenfeste, der Arraial (im Namen aller Beteiligten: wann ist der
Alentejo an der Reihe, wann die Estremadura, wann die Azoren und Madeira?),
dieses alles an Feiertagen und verlängerten Wochenenden, damit der Rubel rollt
und weil Sardinen, gegrillte Lendchen und Schweinebauch einfach köstlich sind.
Bloß das Cholesterol ist unerbittlich. Also keine Klagen hinterher!
In der Langen Reihe 47 hat das „Steh-Café“ eröffnet
mit António und seiner flinken Bedienung. Ich gehe gern dorthin und höre ihn
sagen: „Hallo, senhora. Womit kann ich dienen? Wie wär’s mit einem
Milchkaffeechen?“ Dann habe ich
mir das Kindertheaterstück vom Hirschkäferchen (auf portugiesisch, deutsch und
brasilianisch) angesehen. Ich fand es witzig, denn Hans Mäuserich fiel in den
großen Kochtopf, endete aber nicht gekocht oder geschmort und statt einen zum
Lachen zu bringen, machten sie persönliche Werbung für das Getier. Von der
klassischen Öde habe ich, so leid es mir tut, nichts bemerkt, denn es gab
Gejammer und pathetischen Wortschwall, wie er meiner Meinung nach für die Zeit
typisch war. Es ändern sich die Zeiten und mit ihnen die Wünsche, schrieb Luís
(nicht ich!) de Camões. Zeca Afonso hätte etwas anderes gesagt, wenn er noch
leben würde. So dreht er sich im Grabe.
Die Blaue Lagune (dazu Helge Dankwarths
Abschiedsartikel in Portugal-Post 11) ist wieder eröffnet worden mit
einer neuen, jungen Besetzung. Aber wenn es keine Feste mit Musik gibt, wird es
sich nicht lange halten können, zumal es doch einigermaßen entfernt liegt (in
der Liebigstraße, Billwerder). Von meinen Streifzügen am Tage bin ich
umgestiegen auf nächtliche Ausflüge und habe die Café-Bar Tranquilo
aufgesucht, um Sérgio zu begrüßen. Der war (und ist) wie aus dem Ei gepellt
und liefert einen 100%igen Service. Es war richtig schön, dort reingeschaut zu
haben, und ich werde häufiger dort auftauchen, denn am Wochenende gibt es dort
passende Musik live. Nebenan
ist der Mercado Económico. Der hat andere Öffnungszeiten, und so konnte
ich weder Quim noch Dolores (unsere Mitglieder Joaquim und Dolores Sequeira,
Anm. d. Red.) begrüßen. Mea culpa. Beim nächsten Mal.
Anlässlich des Besuches von José Albino de Melo, Präsident
der brasilianischen Organisation „Zentrale der Volksbewegungen“ und
Koordinator der „Gruppe der Ausgeschlossenen“ waren wir im Galego (im
Volksmunde „Mühle“ genannt) am
Vorsetzen 70 zum Abendessen. Inzwischen ist es total renoviert: Tische, Stühle,
Tresen, sogar die Wände und die Toiletten. Generalreinigung. Jetzt ist es
tipptopp. Und der Wirt bedient selbst. Man muss seine Ware schon richtig
rausbringen, nicht wahr? Dann fuhren wir zur Euro-Atlantic, um dem Melo
das Haus in der Trettaustr.22 zu zeigen. Wir tranken einen Kaffee Cel und einen
Tresterschnaps, der die Delegation aus S. Paulo tüchtig aufwärmte.
Ich fahre nach Portugal, um das Unterhaltungsorchester des
Kulturzentrums Azambuja und das Blasorchester von Azambuja abzuholen, die uns
vom 7.-9. September besuchen werden, um zwei Veranstaltungen zu verschönen, die
von der Onda Juvenil, von Portugal 82 aus Harburg und unserer
Gesellschaft, der PHG, organisiert werden. Der Kartenverkauf hat schon begonnen.
Vergesst nicht, dass der Saal nur eine beschränkte Zahl von Sitzplätzen hat
und die Deutschen unerbittlich sind. Abends ist Tanz. Am Nachmittag gibt es ein
internationales Kultur- und Volksfest, und am nächsten Tag, nach der Messe
(damit ordentlich Besucher kommen...), gibt das Blasorchester ein Konzert. Die
Veranstaltungen finden alle in der Schule Alter Teichweg 200 statt.
Der Besitzer eines neuen portugiesischen Restaurants (Namen
werden nicht verraten) hat mir versichert, dass er in der Gegend, wo ich wohne,
im Herbst aufmacht. Dies soll sich an den Wochenenden ab 23 Uhr in ein Fadolokal
à la Bairro Alto verwandeln. Ich glaube ihm und wünsche diesem neuen
kulturellen und gastronomischen Unternehmen viel Erfolg. Und vergesst nicht, das
Verzeichnis der portugiesischen Cafés und Lebensmittelgeschäfte zu überprüfen.
Wir rechnen mit der Hilfe unserer Leser, um es auf dem neusten Stand zu halten.
Am Schulterblatt 10, gegenüber vom FSK-Radio, hat ein portugiesisches
Fischgeschäft aufgemacht. Ich bin nicht zur Rickmer Rickmers (früher Sagres)
zur Verleihung der Portugaleser gegangen, denn ich war nicht eingeladen. Zum
Abendessen in der Associação Portuguesa de Hamburgo am selben Abend war
ich eingeladen, bin aber nicht hingegangen, denn es kostete DM 40,- pro Person,
und da ich gerade Diät mache... Vom 20. Juni bis 27. August werde ich in
Portugal sein. Also dann: schöne Ferien 2001!
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Portugal-Post Nr. 15 / 2001
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Luís Carvalho
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