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Die Sanierung der historischen Wohnviertel

Von Romina Carneiro *

Seit etwa fünfzehn Jahre (1985) ist eine zunehmende Sorge in Bezug auf den beklagenswerten Zustand der historischen Wohnviertel Portugals zu beobachten. Man kann sogar von einer gesellschaftlichen Bewegung sprechen, die, ausgehend vom historischen Kern der Hauptstadt, auf den miserablen Zustand der Gebäude z.B. von Alfama, Castelo, Mouraria, Bairro Alto, Bica und Madragoa aufmerksam machte.

Regen, der durch die Dächer drang, Hygienezustände, die sehr viel zu wünschen ließen, Monumente und öffentliche Plätze, die dem Verfall überlassen waren. Na ja! All dies trägt nicht gerade zu einer positiven sozialen Dynamik bei in den und um die Lissabonner historische Wohnviertel herum. Einerseits machte sich eine Flucht von Mietern bemerkbar, andererseits ein ungehemmtesEindringen von tertiären Tätigkeiten (Büros und ähnliches). Allmählich wurden wirtschaftliche Aktivitäten vernichtet, während die sozialen Probleme wuchsen (Armut, Marginalität, soziale Ausgrenzung). Als Reaktion auf diesen Warnruf hat die Stadtverwaltung in Zusammenarbeit mit spezialisierten Gruppen versucht, eine Lösung für die oben genannten Probleme zu finden. Es ist jedoch schwierig, die positiven Auswirkungen der verschiedenen Sanierungsprogramme festzustellen, wenn die Situation einen Punkt erreicht hat wie der Zustand der historischen Wohnviertel in Lissabon. Allerdings wurden die Auswirkungen der verschiedenen Programme (PERU, IORU und RECRIA) immer sichtbarer, so dass dieseses Jahr sogar ein Preis im Wert von DM 40.000 verliehen wurde, nämlich für das Haus 1-3 am Largo da Paz mitten am Hang von Ajuda. Der Preis wurde vom IGAPHE, dem Institut für die Führung und Enteignung historischer Wohnräume im Staatsbesitz, gestiftet, wobei es einen zweiten bzw dritten Preis an ein Gebäude in Porto (Rua de Nossa Senhora Das Verdades I-II) und in Lissabon (Avenida Visconde de Valmor 28) gab.

António Costa schreibt 1994 im „Expresso“, dass obwohl die oben beschriebene Situation weiterhin besteht, man auf jeden Schritt auf Gebäude stößt, an denen gebaut wird und im gewissen Umfang sogar auf solche, die schon restauriert sind. Wichtig erscheinen uns vor allen Dingen die Maßnahmen der Stadtverwaltung Lissabon (CML), die laut António Costa 1990 begann, der Stadtsanierung eine neue strategische und organische Dimension zu verleihen und ihren Tätigkeitsbereich zu erweitern. Eine der wichtigsten Maßnahmen war die Einrichtung von technischen Arbeitsgruppen, und ihren Einsatz durch die CML in den verschiedenen Wohnvierteln. Der schlechte Zustand dieser Wohnviertel lässt sich nicht allein auf die schlechten Wohnbedingungen zurückführen. Wer die historischen Wohnviertel sanieren möchte, darf sich nicht allein um die Infrastrukturen kümmern. Man muss sich vor allen Dingen um das „lebende soziale Gewebe“ kümmern, um die Werte der Menschen, um die gesellschaftlichen Bindungen.

Das Hauptproblem ist es, die Flucht der Jugendlichen zu verhindern. Der Architekt Nuno Portas macht uns auf dieses Problem aufmerksam, indem er das Beispiel Italiens anführt, wo man sehr gute Sanierungsarbeit geleistet hat, aber es nicht geschafft hat, die Jugendlichen dazu zu bringen, dass sie sagen: „Hier möchte ich leben“. Nuno Portas weist darauf hin, wie wichtig es ist, das Tabu zu bekämpfen, dass in den historischen Zentren „alles beim Alten bleiben muss“. Obwohl er damit übereinstimt, dass es absurd wäre, ein Shopping Center im historischem Stadtkern einzurichten, findet er es durchaus legitim „eine gewisse Logik der ‚Shoppings‘ zu übernehmen“.

António Costa spielt im „Expresso“ gezielt auf dieses Problem an: „Ohne wirtschaftliche Belebung und berufliche Ausbildung, ohne soziale Unterstützung und die Verbesserung der Ausstattung, ohne kulturelles Leben und ohne die Herrichtung der öffentlichen Plätze erreicht man weder ein größeres Engangement, das die Sanierung braucht, noch eine dauerhafte Selbsterhaltung der städtischen Lebensqualität der Bevölkerung und der Wohnviertel, die sie bewohnen“.


* Studentin der Philosophie an der Uni Hamburg




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Portugal-Post Nr. 12 / 2000


Abgeblätterte Fassade eines Gebäudes in Alfama (1994)
Foto: H. Jansen




Neubauten? Sanierung!
Alfama in Lissabon
Foto: Christel Lauritzen