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Streifzüge durchs portugiesische Hamburg

Von Luís Carvalho

Zum ersten Mal seit 1965 haben wir richtig lange Ferien in Portugal gemacht: ungefähr vier Monate statt der üblichen vier Wochen, was nur bedeuten kann, dass wir nicht mehr lohnabhängig sind. Und so werden wir jetzt häufiger nach unten fahren und länger bleiben. So stell ich mir das jedenfalls vor...

Aber nun zu unserem Streifzug durch hiesige Gefilde. Was die Cafés angeht, so sind wir fein dran mit der Eröffnung des ersten (!) Cafés mit Galerie, denn in seinen Räumlichkeiten befinden sich 10 bis 12 Ölbilder portugiesischer Künstler, einige davon sehr interessant. Gemeint ist das „Café Galeria BOCAGE“ in der Barmbeker Straße, gegenüber von Kampnagel. Dagegen schlägt die benachbarte „Pastelaria Porto“ Kapital aus dem freundlichen Wesen des jungen Bruno, der vor allem ein junges und weibliches Publikum anzieht. An der „Bica“ – so heißt ein anderes Café in der Barmbeker Straße – lieben wir den Satz einer Bekannten, dass wann immer sie dorthin geht, es dort Mütter mit Babies gibt. Entzückend, nicht wahr? Und dazu gibt es ein Gratisfoto als Geschenk des Besitzers. Die portugiesischen Restaurants sind nach wie vor gut und billig, abgesehen von den Weinen, die für ihre Qualität zu teuer sind. Deswegen empfehle ich: machen sie sich zur Mittagszeit (12-15 Uhr) an das Tagesgericht heran,; da werden Sie trotzdem satt. Und zum Abendessen nur an Feiertagen oder zum Geschäftsessen. Da kommen Sie noch am besten weg, sofern Sie nicht selbst beim Kellner zahlen. Wobei wir, die Kunden, immer ein Auge auf die Qualität dessen was man uns vorsetzt, haben sollten und auf die Professionalität der Bedienung.

Die Fußballclubs liegen gut im Wind – in der unteren Tabellenhälfte, denn das Geld reicht nicht für neue Stars (die heimischen Mini-Figos). Deswegen dreht sich das Trainerkarussell kräftig. In dem Zusammenhang: Teixeira de Sousa, der einzige vernünftige Trainer hat von „Juventude do Minho“ zu „Portugal 82“ gewechselt. Die Folkloregruppen und Tanzkapellen sind gut drauf, was seit jeher relativ zu verstehen ist. Mit den Zinsen unserer, d.h. der portugiesischen Banken wird es immer schlechter: 1,8%, während die deutschen Geldinstitute ab 2,8% bis z.T. 5% gewähren. Dasselbe muss man von den portugiesischen Fluggesellschaften sagen, jetzt wo die TAP nicht mehr Hamburg anfliegt, außer wenn sie nach Finkenwerder kommt, um ein neues Flugzeug abzuholen, wie es im Januar 2001 der Fall sein wird.

[Der Staatssekretär] Lello war da und überreichte der „Onda Juvenil“ (warum „juvenil“, wenn die Mehrheit der Truppe zwischen 20 und 30 Jahre alt ist?) die Schlüssel für ihren neuen Sitz. Die Türen stehen also offen (zu den Öffnungszeiten siehe den Zettelkasten in dieser Ausgabe der Portugal-Post); leider erscheinen die jungen Leute nur recht zögerlich. Ob es so ist, dass sie, die jungen Leute, die nicht erscheinen, vielleicht denken, dass dies etwas mit der deutschen und der portugiesischen Regierung zu tun hat, oder mit der Botschaft oder dem Konsulat. Die „Onda Juvenil“ muss etwas dazu sagen (etwas unternehmen!), wobei sie nicht die Älteren übergehen sollte, die in der Lage sind, ihnen noch ein paar andere Sachen beizubringen, bevor die „onda“, die Welle, total abflacht... Die „Associação Portuguesa em Hamburgo“ [in der Heinrichstraße, Deutschlands ältester portugiesischer Kulturverein], beruft eine Jahreshauptversammlung ein, damit ein neuer Vorstand für 2001gewählt werden kann. Aber da noch kein Kassenbericht für das Jahr 1999 vorliegt, möchte keiner den Kopf in die Schlinge stecken. Man bezahlt einen Steuerberater, damit er die Buchhaltung in Ordnung bringt, aber Fehlanzeige. Aber wer schwimmt [unübersetzbares Wortspiel mit “nada”= nichts/er schwimmt], ertrinkt nicht.

Dann hat uns der Konsul, Herr Dr. Bulhão Martins, ein feiner Mensch aus dem Alentejo, in Richtung [Außen]Ministerium verlassen (diese Wechsel gehören zum diplomatischen Protokoll; wie schön wäre es, wenn dies auch mit bestimmten Regierungsvertretern geschähe wie z.B. João Jardim aus Madeira...) und statt seiner wird Herr Dr. Fernando Araújo als neuer Generalkonsul Portugals nach Hamburg kommen. Ich werde ihn auf meinem nächsten Streifzug willkommen heißen. Vorerst wünsche ich ihm einen guten Verlauf seiner weiteren diplomatischen Laufbahn und dass der den hier ansässigen Luso-Hanseaten, oder hanseatischen Portugiesen, viel Neues zu verkünden hat. Ich denke, irgendwas habe ich auf meinem Streifzug übersehen (was ganz normal wäre!). Ah! Es fällt mir wieder ein! Es war das Riesenfest mit Essen und Trinken ohne Ende, das der Portugiesenclub in der Nähe von Bad Segeberg veranstaltet hat und wo beim Fado und beim Gitarrenspiel sich Belarmino wie ein guter Portwein zeigte [d.h. je älter, desto besser].







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Portugal-Post Nr. 12 / 2000


Luís Carvalho