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Portugal und die elektronische Post

Von Luise Albers

Nachdem Lexika auf CD-Rom u.ä. schon längst zur Selbstverständlichkeit geworden sind -während der „Expresso“ vom 10.8.96 ein solches portugiesisches Nachschlagewerk noch als eine Art Neuheit feierte- sind, wie wir alle wissen auch die Möglichkeiten der Internetnutzung immer vielfältiger und verbreiteter geworden. Unter ihnen ist das Versenden von e-mails besonders hervorzuheben, da laut einer Umfrage durch Markttest unter ca.1000 Personen (über 15 Jahren) in Portugal mit Internetanschluss klar wurde, dass mehr als die Hälfte bereits e-mails verschickt hat; unter den Befragten im Großraum Lissabon sind es sogar 83 %.

Dies geht aus einem Artikel der Zeitschrift „Visão“ vom 4.5.00 hervor, der sich mit der neuen Kommunikationsform beschäftigt. „Hoje namora-se, fazem-se negócios, guiam-se almas e ouvem-se confissões por e-mail“ schreibt Ricardo Fonseca in diesem Artikel und zählt damit die verschiedensten Anlässe auf, zu denen e-mails verschickt werden, wie im Geschäft oder in einer Beziehung.

Der portugiesische Minister für Wissenschaft und Technik, Mariano Gago, wünschte sich, dass längerfristig alle Portugiesen eine elektronische Adresse hätten, und die Realisierung seines Wunsches scheint auf einem recht guten Weg zu sein. Immerhin sind alle 1700 Schulen vom 5. bis 12. Schuljahr inzwischen vernetzt, und die Anzahl der Anbieter kostenloser e-mail-Adressen hat sich in den vergangenen Jahren verdreifacht. Der seit Oktober 1999 bestehende Anbieter „@sapo.pt“ hat mit 400.000 bisher die meisten Klienten (Stand: Mai 2000). Auch die portugiesische Post ist dabei, einen e-mail-Service einzurichten.

Im Berufsleben ist in Portugal wie in anderen Ländern die Kommunikation via Internet oftmals geradezu essentiell geworden; Einladungen, Bestellungen und Nachrichten an Kunden werden per e-mails verschickt. Die Vorteile liegen auf der Hand: der Empfänger muss nicht present sein, um die Nachricht zu erhalten, sie kann gespeichert und gelöscht werden und beliebig viele Dokumente enthalten sowie weiter verschickt werden, und alles in wenigen Sekunden.

Auch im privaten Bereich kann das Versenden von e-mails sehr praktisch sein (z.B. wenn man weit entfernt von Freunden und Verwandten lebt) -und sogar weitreichende Folgen haben, wie man an den Paaren sieht, die sich auf diesem Weg gefunden haben. Z.B.Andreia Alexandrino und Marco Matias; sie sind nicht der Meinung, dass diese Art der Kommunikation unromantisch sei.

Hierbei handelt es sich um einen umstrittenen Punkt; verdrängen e-mails „traditionelle“ Briefe und damit die Schriftsprache, führen die sich häufenden Abkürzungen und englischen Begriffe zu einer negativen Veränderung der Sprache? Zu hoffen ist jedenfalls, dass die Sprache, und zwar nicht zu Lasten anderer Bereiche, um einen erweitert wird, z.B. die international bekannten und verwendeten Zeichen. ;-) bedeutet ein Augenzwinkern, und :-( unschwer zu erkennen ein trauriges Gefühl.

Einen portugiesischen Pfarrer -Júlio Pinto- im Internet gibt es schon seit 1997. Seiner Meinung nach ist das Internet ein gutes Mittel, um Menschen zu erreichen und dem Glauben nahe zu bringen.

Auch als Interventionsmittel werden e-mails in Portugal eingesetzt, wie z.B. während des Konfliktes in Ost-Timor, als sich die Proteste nicht auf Demonstrationen auf der Straße beschränkten, sondern auch tausende von e-mails im Weißen Haus eingingen.

Neben all diesen Vorteilen der elektronischen Post müssen natürlich auch die Nachteile gesehen werden, die sich vor allem auf den Bereich der Sicherheit beziehen. Jeder, der e-mails verschickt, muss sich darüber im Klaren sein, dass es Dritte gibt, die sie unter Umständen öffnen und lesen können. Zudem werden immer öfter ungewollte Nachrichten verschickt. Und die elektronischen „Kettenbriefe“ -jeweils weiterzuschicken an alle Bekannten, woraufhin man angeblich einen Geldbetrag erhalte oder durch die längste Briefkette Rekorde brechen könnte -verlangsamen den Verschickungsprozess anderer Nachrichten.

Zwar sind diese Phänomene -das unerlaubte Lesen fremder mails sowie „Spam“ (das Verschicken unerwünschter Nachrichten) - laut dem Vorsitzenden der portugiesischen Datenschutzkomission, J.A. Labescat, illegal und strafbar, kommen aber dennoch vor und führen zu großen Ärgernissen wie der berüchtigte „I love you“ -Virus, der über Internet in Computer in der ganzen Welt eindrang.

Dass also noch viel verbessert und verändert werden muss, habe ich schon während meines Austauschjahres in Portugal festgestellt, wo meine Schule zwar stolz von sich sagen konnte, vernetzt zu sein, in Wirklichkeit aber nur einen einzigen Computer mit Internetanschluss besaß, der entweder außer Betrieb oder belegt war.

Andererseits habe ich aber auch gerade während dieses Aufenthaltes fern meiner Familie und Freunde, die teils selbst im Ausland waren, gemerkt, was für ein gutes Kommunikationsmittel e-mails sein können. :-)!





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Portugal-Post Nr. 11 / 2000