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Editorial

Liebe Portugalfreunde,
nun ist es endlich so weit! Der Schluss- und in vieler Beziehung Höhepunkt einer ganzen Reihe von 500-Jahrfeiern der „Entdeckungen“ ist erreicht. Und alle sind mit dem Namen eines portugiesischen Seefahrers verbunden: 1488 erste Umseglung der afrikanischen Südspitze (Bartolomeu Dias), 1492 Kolumbus (seine Herkunft ist umstritten, aber vieles deutet daruf hin, dass er portugiesischer Sefarde war), 1498 erster Seeweg nach Indien (Vasco da Gama). Und nun: 1500 Brasilien (Pedro Álvares Cabral). Stehen noch aus: die erste Weltumseglung durch Fernão Magalhães (1520/21), die erste Ankunft in Japan (1534) und die Entdeckung Australiens (die Ankunft der ersten Portugiesen liegt im Dunkeln, weswegen sich die Australier an James Cook halten).

Bei allen diesen Ereignissen muss man sich natürlich fragen: Há algo para festejar? – Gibt es einen Grund zu feiern? Die Inder haben es vor zwei Jahren rundweg abgelehnt, ihre „Entdeckung“ zu feiern. Nicht so die Brasilianer. Ganz im Gegenteil! Der nur wenige Wochen vor dem Ankunftstermin liegende Karnaval war der willkommene Startschuss für eine nicht abreißende Folge von Festveranstaltungen, die sich ein ganzes Jahr hinziehen werden. Sie sind eine exzellente Gelegenheit, die seit der Unabhängigkeit Brasiliens vom portugiesischen Mutterland (1823) mehr und mehr abgekühlten Beziehungen aufzufrischen und den eher ramponierten Ruf Portugals und der Portugas in Brasilien aufzubessern.

Die Feierlichkeiten können jedoch die ernsten Probleme nicht vergessen machen, mit denen sich dieses große Land auseinandersetzen muss. Das beginnt mit dem Leidensweg der eingeborenen Bevölkerung, die – wie wir aus dem Brief des Pêro Vaz Caminha, dem Chronisten, der die Flotte des Pedro Álvares Cabral begleitete, erfahren – den Neuankönmmlingen freundlich begegnete, aber deren Verdrängung und physische Vernichtung heute unvermindert weitergeht. Dann gibt es die enormen sozialen Probleme der favelas, der Straßenkinder und vor allem der Sem Terra, der bitterarmen Landbevölkerung. Schließlich ein Problem, das uns alle betrifft: die Rodung des tropischen Regenwaldes und die damit ausgelösten katastrophalen Folgen für unser Klima.

Trotz aller dieser Probleme bleibt Brasilien ein faszinierendes Land mit freundlichen und lebenslustigen Menschen aller Hautfarben. Seine Strände, sein Klima, seine Musik, sein Fußball sind Magneten, die auch uns immer wieder anziehen. So haben wir die 500-Jahrfeiern der „Entdeckung“ gerne zum Anlass für ein weiteres Themenheft (nach „Fado“, „Portugal in Hamburg“, „Reiseland Portugal“, „Vasco da Gama“) genommen und – gemäß der Zielsetzung unserer Gesellschaft in das Fadenkreuz deutsch-portugiesischer Kulturbeziehungen einbezogen. Wir haben im Grunde das berühmt-berüchtigte Triângulo do Mar, das Meeresdreieck Portugal - Brasilien - Afrika, für unsere Zwecke umfunktioniert, indem wir den afrikanischen Knotenpunkt nach Hamburg bzw. Deutschland verlegt haben.

Wir bedanken uns bei all denen, die mit ihren Artikeln dazu beigetragen haben, dieses Dreieck mit Anschauung zu füllen. Alle Beiträge, die nicht zu diesem Thema gehören und auch nicht zeitlich gebunden sind, erlauben wir uns in späteren Ausgaben aufzunehmen. Wir hoffen, Sie haben Freude bei der Lektüre und können Ihr Informationsbedürfnis über Brasilien weitgehend damit abdecken. Wir möchten Sie aber auch auf die verschiedenen Beilagen dieser Ausgabe hinweisen und Ihrer Lektüre empfehlen. Schließlich möchten wir Sie auf eine Reihe interessanter Veranstaltungen aufmerksam machen und würden uns freuen, Sie dort zu sehen.

Allen anderen wünscht die Redaktion schon jetzt einen schönen Sommerurlaub. Direkt nach den Ferien wird Sie die nächste Portugal-Post erreichen.

Ihr Redaktionsteam





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Portugal-Post Nr. 10 / 2000