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«Alma Portuguesa»

Von Helge Dankwarth

Die schon längst überfällige Einladung in das Wohnzimmer. So empfinde ich die nun endlich erschienene CD von Maria de Lurdes, Belarmino Santos und Orlando Pinto. Sie ist so schön, dass man nicht weiß, wo man eigentlich anfangen soll. Sie ist voller Herz und Intimität. Sie sagt dauernd: “Komm näher, höre nicht nur meine Musik, höre auch mein Herz. Es schlägt für diesen Fado, höre es durch meinen Xaile, hinweg über meine Guitarra und meine Viola. Und wenn dieses alles mich berühmt machen sollte oder vielleicht sogar reich, dann würde mich das riesig freuen. Aber du hast mich noch viel reicher gemacht, denn du hast mir schon ganz am Anfang zugehört und gefühlt, was ich sagen wollte”.

Der Rundgang durch feinste Lissabonner Fado-viertel beginnt in der Alfama und Belarmino Santos setzt der vielbesungenen Igreja de Santo Estêvão noch ein weiteres Denkmal. Voller Leben ist auch sein «Vida vivida». Maria de Lurdes beschwört hinreißend «Vinte anos» und dabei kann es noch nicht so sehr lange her sein, dass sie in dem Alter war! Danach bringt sie «Há festa na Mouraria» zum Klingen, und ich bin sicher, dass der große Alfredo Marceneiro sie angelächelt und applaudiert hätte. Und dabei wäre ihm von der Zigarette im Mundwinkel die Asche runtergefallen. Viele haben seine Musik gesungen, aber von Maria de Lurdes hatte er sie noch nie gehört.

Obgleich selbst langjähriger Restaurantbesitzer muss Belarmino Santos in der «Casa Portuguesa» zugeben, dass man auch überall anderswo in Portugal eine warme Suppe bekommen könnte. Er trifft ganz genau jene Art der Interpretation, die dieses kleine Lied um die Welt gehen ließ. Ja, und dann kommt «Samaritana». Wer jemanden kennt, der es schöner singt, möge sich melden! Alles still? Ich habe es schon immer gewusst! Danach dreimal ganz großer Fado von Maria de Lurdes, meisterhaft gesungen: «Fado Português», «Maria Lisboa» und «Rua do Capelão».

Die beiden Herren ganz allein brennen mit ihrer Guitarrada «Fado Falado» dann ein kleines Feuerwerk ab. Ein Orlando Pinto und ein Belarmino Santos in Hochform! Belarmino Santos sagt und singt «Adeus Mouraria». Dabei weiß er doch genau, dass es in Portugal Dinge gibt, die unsterblich sind, und die Mouraria gehört ganz gewiss dazu. Auch gegen Ende dieser CD weiß Maria de Lurdes sich noch zu steigern und singt mit beeindruckender Intensität drei Fados, welche hier nicht hätten fehlen dürfen, wo es doch um die Alma Portuguesa geht: «Lágrima», «Foi por vontade de Deus» und «Gaivota». Und auf den Flügeln dieser Möwe fliegen wir jetzt zum Rossio und hören noch einmal Belarmino Santos mit «Cheira a Lisboa».

Die Kerzen sind runtergebrannt und vom Wein ist auch nur noch ein kleiner Rest da. Du küsst der Fadista die Hand und sie dich auf beide Wangen. Du wirst ihr morgen einen Strauß roter Rosen schicken. Tauschst abraços mit den Guitarristas und trittst hinaus in die Nacht. Und es riecht tatsächlich so wahnsinnig gut wie Belarmino es besungen hat! Dein Herz ist voller Musik. Also: a alma portuguesa e um coração português? Welch eine wunderbare Kombination!


ALMA PORTUGUESA, Die erste CD von MARIA DE LURDES (Gesang), BELARMINO SANTOS (Gesang und Guitarra portuguesa) und ORLANDO PINTO (Viola). Zu beziehen über RESTAURANTE „BELA MAR“, Tel. 040 - 754 44 99







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Portugal-Post Nr. 10 / 2000